Interviews

Der zweite Teil des großen K-B Sommerinterviews mit Christian Stumpf. Im Fokus der Fußball, das Problem mit zu vielen Alphatieren und der Ausblick auf die neue Saison. Also Freunde, ran an die Monokel und viel Spaß!!!

 

Warum wurde die Mannschaft im vergangenen Jahr 6ter? Und wie bewertest du dieses Abschneiden?

 

Das Resultat in der vergangenen Saison war in Ordnung. Gerne wären wir noch etwas weiter vorne in der Tabelle gelandet, dafür hat uns in gewissen Phasen aber einfach die Konstanz gefehlt. Wir haben jeweils den Start in die Vor- und Rückrunde verhauen. Wir konnten uns dann immer wieder fangen, zwischenzeitlich sogar eine Serie von 11 Spielen ohne Niederlage abliefern. Wenn du aber dagegen viele Punkte liegen lässt, landest du eher in den mittleren Regionen. Wir vom Trainerstab haben uns mit dem großen und qualitativ guten Kader mehr erhofft – auch in Sachen Engagement. Durchschnittlich 14 Spieler im Training waren zu wenig und wenn man sich an das Spiel in Zuzenhausen erinnert, als lediglich noch Christian Seyfert und Matze Schier auf der Bank waren, ist der Tabellenplatz solide.

 

Würdest du dich eher als Fußballromantiker bezeichnen, der das Spiel gerne einfach hält oder als modernen Coach, der auf Schienenspieler und abknickende 6er setzt?

 

Mir ist die Mentalität einer Mannschaft am wichtigsten. Wir bewegen uns in Klassen, in denen man nur im überschaubaren Bereich taktisch steuern muss. Viel erfolgversprechender ist eine gute Physis der Spieler und eine gewisse Harmonie im Team.

Wenn die Grundtugenden stimmen, kann man durchaus auch ein paar Ideen mit einbringen, stimmen diese nicht, ist keine taktische Vorgabe etwas wert.

 

Hast du ein festes Konzept und Abläufe oder reagierst du auf eine Mannschaft und gestaltest das Training und die Taktik, nachdem was die Spieler dir anbieten?

 

Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und möchte diese umsetzen. Ich muss diese aber selbstverständlich auf meinen Kader und die Spieler anpassen. Gerade auf den Außenbahnen können wir bspw. in diesem Jahr anders agieren als in der Vorsaison.

Grundsätzlich geht es immer darum unter den gegebenen Möglichkeiten das Beste rauszuholen und dabei muss man als Trainer flexibel sein.

"Zu viele Alphatiere können sich auch negativ auswirken"

Braucht eine Mannschaft zwangsläufig immer einen Kopf oder kann man auch komplett im Kollektiv erfolgreich sein?

 

Zu viele Alphatiere können sich auch negativ auswirken. Du benötigst ein gutes Gerüst, eine Achse auf dem Platz – bestenfalls ein Führungsspieler auf jeder Linie. Ganz ohne Spieler, die vorangehen und Verantwortung übernehmen geht es nicht.

 

Kann man einem Spieler Leadership beibringen oder muss er alle diese Qualitäten schon in seinem Rucksack haben?

 

Das kann man nicht lernen. Es ist einfach eine Typenfrage, bei welcher der Spieler diese Fähigkeit mitbringt. Wir versuchen trotzdem immer wieder, gerade beim Thema Kommunikation, auf dem Platz fördernd einzuwirken. Es gibt aber Spieler, die können das einfach nicht und tun sich dabei enorm schwer. Dann gibt es andererseits Typen, wie wir beide welche waren, die genau wussten, je lauter ich bin desto leichter komm ich selbst ins Spiel. Aber einen Spieler in diese Richtung zu schleifen ist nur bedingt, eigentlich kaum möglich.

 

Euer Umbruch in diesem Jahr besteht nicht nur auf der Trainerbank, sondern eben auch eine Mannschaft mit 11 Abgängen zu übernehmen. Welche Chancen und welches Risiko siehst du in der veränderten Kaderstruktur? Haben die Wechsel die Hierarchie in der Truppe verändert?

 

Unser Kader selbst ist in dieser Saison klein und knackig. Ich habe in diese Mannschaft volles Vertrauen, wir sind uns aber der Gefahr bewusst, dass nicht viele Ausfälle gleichzeitig passieren dürfen.

Die Stimmung ist aktuell wirklich super und wir sind bestrebt diese aufrecht zu halten. Mit jedem Spielerwechsel ändert sich die Struktur, uns ist allerdings klar, dass der Umbruch, welcher aktuell im Gange ist, über mehrere Jahre dauern wird. Viele erfahrene Spieler werden in den nächsten Jahren ihre aktive Laufbahn beenden oder kürzertreten. Daher ist es unsere Aufgabe junge Spieler vom SV Reihen zu überzeugen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber zwangsläufig wird sich das Team verändern.

 

Sprechen wir aber über die aktuelle Saison, traue ich meiner Mannschaft alles zu. Mit ein bisschen Glück und wenig Verletzungen können wir in unserer Klasse jedem Team Paroli bieten.

 

Man hört im Umfeld viel Ergebnisoffenheit, was die Saisonziele angeht – wie würdest du die Ziele für die kommende Runde definieren?

 

Ich bin kein Freund von großen Prognosen zu definierten Tabellenplätzen. Ich will mit unserer Mannschaft jedes Spiel gewinnen. Das ist unser Ziel. Wenn wir das beherzigen können wir zu gegebener Zeit auf die Tabelle schauen.

Es ist in diesem Jahr vieles möglich – in beide Richtungen. Wichtig ist jedes Spiel mit der korrekten Einstellung anzugehen dann haben wir einen anständigen Tabellenplatz und vor allem auch den Pokal im Fokus.

 

Wie sind die Kompetenzen zwischen Sascha Fuhr und dir verteilt?

 

Wir sind beide gleichwertig aufgestellt, planen und treffen jede Entscheidung gemeinsam. Das harmoniert zwischen uns beiden perfekt und bin froh Sascha an meiner Seite zu haben.

 

Wie immer zum Ende noch ein paar Fragen auf den Punkt.

 

Du musst dich für ein System entscheiden, welches wäre das?

5 – 3 - 2

 

Adidas oder Puma

Adidas

 

Der schönste Sportplatz im Kreis Sinsheim

Reihen

 

Der beste Spieler gegen den du jemals gespielt hast?

Kai Herdling

 

Was ist am 28. Mai 2039?

Ich hoffe mal ich bin da noch am Leben.

 

Das hoffe ich natürlich auch. Wenn es dann so weit ist, hättest du Georg Böhmann als längsten Trainer der SV-Geschichte abgelöst.

Christian, vielen Dank für das Gespräch – dein erstes Interview im K-B. Ich hoffe nicht das Letzte und wünsche dir und mir natürlich auch, eine erfolgreiche Saison beim SV Reihen.

The Iron Man

 

Was zeichnet wahre Superhelden aus? Vielleicht, dass sie zwar keineswegs unverwundbar, am Ende aber unzerstörbar sind. Christian Stumpf hat im Sommer zusammen mit Sascha Fuhr den SV Reihen als Trainerduo übernommen- es gibt weniger reizvolle Aufgaben im Fußballkreis – aber sicher auch einfachere als das Erbe eines Trainers zu übernehmen der über eine Dekade erfolgreich tätig war.

Christian sitzt mir im Schiedsrichterraum im Kabinentrakt gegenüber. Man merkt gleich, da ist einer der nachdenkt, der reflektiert ist und der eine große Lust auf die kommende Aufgabe spürt. Aber auch einer, der jedem Thema eine große Offenheit und Klarheit entgegenbringt. Christian weiß, wie sich Krisen anfühlen, aber auch wie man ihnen begegnet. Auf meine etwas schüchterne Frage ob wir über die schwere Zeit sprechen können, in der ein Teil seines Beines amputiert wurde, begegnet er mir mit einem achselzuckenden „Natürlich“. Man ist nie nur Trainer oder Spieler, man ist immer auch der Mensch, der dahintersteht.

Dennoch ist der Fußball in unserem zweiteiligen Gespräch im Mittelpunkt.  Den ersten Teil gibt es heute auf die Augen – über ungarische Kühlschränke, menschliche Enttäuschungen und das Privileg der Aufgabe. Christian Stumpf im großen K-B Interview.

 

 

Kann man beim Fußball in die Zukunft schauen, sind Entwicklungen steuerbar und war dein Weg vom Spieler zum Trainer geplant?

 

Ich hatte das Glück, dass ich schon früh während meiner Laufbahn als Spieler von  meinen Trainern in verschiedene Entscheidungen eingebunden wurde. Ich war viel von Verletzungen geplagt und es war klar, dass ich nicht all zu lange selbst spielen kann. Daher war es ein Stück weit vorgezeichnet, Trainer zu werden.

Die erste Anfrage kam damals vom SV Rohrbach – ich hatte dort als Spieler eine schöne Zeit - habe mich dann aber für meinen Heimatverein den TSV Steinsfurt entschieden.

Natürlich sind aber nicht alle Entwicklungen planbar und vorauszusehen.

 

Und wenn dir jemand vor 3 Jahren gesagt hätte, dass du beim SV Reihen Georg Böhmann beerbst und dort Trainer bist?

 

Georg hatte mich schon einige Jahre im Vorfeld kontaktiert. Damals habe ich mich aber entschieden in Steinsfurt zu bleiben. Es war ein sehr offenes Gespräch, jedoch waren die Umstände damals einfach nicht passend. Gerade wenn man zum Nachbarverein und damit zum großen Kontrahenten wechselt, muss man sich das gut überlegen. Ich war aber keineswegs abgeneigt. Dann habe ich aber zusätzlich ein Jahr Pause eingelegt.

Danach wurde ich zusammen mit Julian Keitel Cheftrainer in Steinsfurt.

 

Bedeutet, der Kontakt ist nie abgerissen?

 

Georg und ich hatten immer mal wieder Kontakt, der richtige Moment kam aber erst im vergangenen Sommer.

 

Udo Lattek hat mal gesagt, dass er am liebsten zu Vereinen gegangen ist, bei denen es sowieso scheiße läuft, weil man da nur gewinnen kann. Deine Situation ist in diesem Sommer gegenteilig, du übernimmst einen grundsoliden und in gewissermaßen erfolgsverwöhnten Kreisligisten. Spürst du dahingehend einen gewissen Druck, oder überwiegt die Lust darauf die Aufgabe zu gestalten?

 

Ich sehe die Aufgabe hier nicht als Druck. Ich habe verschiedene Werte in meinem Leben und die passen mit diesem Verein und den Menschen im Umfeld hier 100% überein. Als ich damals im Krankenhaus lag war Georg der erste, der mir Genesungswüsche zukommen ließ. So etwas empfinde ich als große Wertschätzung.

 

Was Georg hier in den vergangenen 14 Jahren erreicht hat, ist einzigartig, aber umso höher ist es doch einzuschätzen, dass Sascha und mir diese Aufgabe anvertraut wurde.

 

Der SV Reihen hat mir diese Tür hier geöffnet und ich möchte das mit meiner ganzen Leidenschaft und Herzblut zurückgeben. Wir vertreten hier die komplett identischen Werte, das war in jedem Gespräch im Vorfeld spürbar. Daher musste ich auch nicht lange überlegen als die Anfrage aus Reihen kam.

 

Ich war schon immer in Vereinen, in denen es kameradschaftlich zuging. Was allerdings hier in Reihen passiert, ist für mich einmalig und toppt alles – sei es in der Mannschaft oder dem ganzen Vereinsleben. Es ist für mich kein Zufall, dass der SV Reihen auch ohne finanzielle Zuwendungen derart tolle Spieler hat. Hier lebt jeder auch vor, was vom anderen erwartet wird.

 

Ich fühle mich hier unglaublich wohl und sehe die Aufgabe nur als Privileg und weniger als Druck. 

"Ich hatte nicht viel Zeit mich hängen zu lassen, sondern eher die Motivation weiter zu machen"

Auch wenn die Coronazeit die Abläufe ein wenig durcheinandergebracht hat, bist du mit Steinsfurt Pokalsieger geworden und in die Landesliga aufgestiegen. Mit Julian Keitel zusammen wart ihr damals ganz junge Shootingstars als Trainer im Fußballkreis. Völlig unerwartet wurdet ihr zwei Jahre später entlassen. Aus welchen Phasen lernt ein Trainer mehr. Aus den Erfolgen oder den Krisen?

 

Aus Niederlagen lernst du unfassbar viel. Man denkt oft, dass man auf dem richtigen Weg ist und alles richtig macht. Was die Entlassung in Steinsfurt angeht, war ich aber weniger von unserer sportlichen Leistung, sondern mehr von den menschlichen Vorgängen enttäuscht. Wir als Trainer konnten unsere Situation in der Landesliga gut einordnen, haben in den meisten Spielen gute Leistungen gezeigt. Es war damals mehr eine zwischenmenschliche als eine fußballerische Niederlage.

 

Hat dich das nachhaltig geprägt? Wird man vielleicht sogar ein bisschen vorsichtiger, was freundschaftliche Beziehungen angeht?

 

Steinsfurt war und ist mein Heimatverein. Natürlich war ich damals sehr überrascht davon, wie man im Umfeld die Situation einschätzte und natürlich dachte man von einigen Menschen, dass sie gute Freunde sind. Es wurde allerdings nicht nur ich entlassen, sondern auch Julian Keitel. Natürlich sind das Ereignisse, die ihre Spuren hinterlassen haben und auch nachwirken. Der TSV wollte mich im Sommer zurückholen – das war allerdings kein Thema für mich. Natürlich auch aufgrund der damaligen Vorgänge.

Andererseits wäre ich ohne die Entlassung wahrscheinlich nicht hier in Reihen gelandet. Daher hat das im Nachhinein etwas sehr Positives. Eine Tür schließt sich, dafür geht eine andere auf.

 

Wo wir gerade bei Niederlagen und Krisen sind. Du musstest damals zusätzlich durch eine unfassbar schwere gesundheitliche Zeit gehen und hast dabei ein Teil  deines Beines verloren. Du pflegst damit einen komplett lockeren und offenen Umgang. Wie meistert man derartige Ereignisse und geht man vielleicht sogar gestärkt aus solchen Zeiten hervor?

 

Natürlich war die Zeit im Krankenhaus und speziell als die Diagnose in Richtung Amputation ging ein Schlag ins Gesicht. Da steht die eigene Welt kurz still und man muss das Ganze erstmal verarbeiten. Als Familienvater und Ehemann denkt man dabei aber nicht nur an sich selbst, sondern eben auch an seine Kinder und Frau. Daher hatte ich nicht viel Zeit mich hängen zu lassen, sondern hatte die Motivation weiterzumachen.

 

Mein Kleiner sagte immer, dass Papa mit seinem neuen Roboter-Bein pfeilschnell wird, das war natürlich zusätzlich positiver Druck für mich, um weiterzukämpfen. Was seine Vorstellung angeht, dass ich wie Ironman durch die Gegend fliege wird sich zwar nicht erfüllen, aber es ist natürlich eine schöne Sache, wenn man in solchen schweren Zeiten nicht allein ist.

 

Ich war zwei Wochen auf der Intensivstation, daher bist du irgendwann froh einfach nur rauszukommen, selbst wenn das mit Einschränkungen verbunden ist. Klar, habe ich einen Verlust und jetzt ein Handicap. Aber ich kann auch aus dieser Situation das maximale rausholen und dafür trainieren. Du lernst durch derartige Zeiten Gesundheit ganz anders zu schätzen und wahrzunehmen.

 

Du bist einer der wenigen in diesem Club die was damit anfangen können, wenn ich am Bierstand Egészségedre wünsche. Erklär uns kurz, woher dein Verhältnis zu Ungarn kommt?

 

Meine Frau ist Ungarin und unser Sohn wird zweisprachig erzogen. Da ist die Mama sehr hartnäckig. Ungarn ist ein tolles Land, wir sind jedes Jahr dort.

 

Ich finde das schönste ungarische Wort heißt Hütöszekreny, zu Deutsch Kühlschrank.

Hast du ein Lieblingswort?

 

Bosmek (meist weibliche Rundungen über dem Bauch und unter dem Hals)

 

Zum Ende vom ersten Teil noch ein paar kurze Fragen:

 

Welcher Verein?

FC Bayern München

 

Welches Lied vor dem Spiel?

Früher wars manchmal Hells Bells

 

Welches Getränk vor dem Spiel?

Wasser

 

Welches Getränk nach dem Spiel?

Weizenbier

 

Fallrückzieher oder Grätsche?

Lieber ne schöne Grätsche

 

Eine Fee sagt du darfst dir noch einen Spieler aus der Kreisliga aussuchen, wer solls sein?

Julian Keitel

 

Das schönste Schimpfwort das dir auf dem Sportplatz jemand an den Kopf geworfen hat?

Stumpf du Schrubber

 

Welche Sportart, wenn nicht Fußball?

Tennis

In den nächsten Tagen folgt Teil 2. Dann reden wir über die sportliche Perspektive und die kommende Saison. 

Interview mit Georg Böhmann / Teil II

 

Im zweiten Teil vom großen Sommer-Interview mit Georg Böhmann spechen wir über die Neuzugänge, die neue Spielgemeinschaft der Reserve und warum Axel Weber sein Kapitän wäre.

 

K-B: In deinen vielen Jahren als Trainer beim SV hattest du oftmals die Aufgabe aus wenig - viel machen zu müssen. Durch die Neuzugänge mit durchweg hoher Qualität und dem breiten Kader ändern sich diese Vorzeichen und du musst aus viel – viel machen. Wie spiegelt sich dies in der Praxis wider?

 

Georg: Diese Umstellung ist nicht ganz einfach. Es macht aber natürlich viel mehr Spaß mit 22 Spielern zu trainieren, die alle für die erste Mannschaft in Frage kommen. Wir können andere Situationen trainieren und im Endeffekt auch härter durchgreifen. Gerade im Trainingsbetrieb hat das viele Vorteile. Die Schwierigkeiten kommen dann teilweise im Spielbetrieb. Es können nur 11 Spieler auflaufen und 4 auf der Bank Platz nehmen. Es werden sich Spieler in der Zweiten wieder finden oder überhaupt nicht im Kader sein. Es wird sicher spannend, wie alle mit dieser neuen Situation umgehen.

 

K-B: Die Transfertätigkeiten bei uns in diesem Sommer sind wieder einmal beeindruckend. Vielleicht kannst du uns kurz an manchem Prozess teilhaben lassen. Wurde bereits in der vergangenen ersten Pokalrunde entschieden Valentin Schmidt zu verpflichten.

 

Anmerkung: Schmidt schoss damals gegen des SV Reihen in der erste Halbzeit 3 Tore.

 

Georg: Jein – er hat natürlich damals nicht nur 3 Tore gegen uns geschossen, sondern mit seinem kompletten Auftreten, seinen Laufwegen und seinem Einsatz auf sich aufmerksam gemacht. Solche Spieler bleiben im Hinterkopf. Vieles geht natürlich über persönliche Kontakte und man muss auch dazu sagen, dass wir bestimmt mit über 30 Spielern im Gespräch waren. Was manche unserer Leute da leisten ist phantastisch – gerade Christoph Keil oder Lukas Hauck sind dabei immer mit vollem Engagement dabei. Das ist alles sehr zeitaufwendig. Die meisten Gespräche waren durchweg positiv. Gerade bei Valentin Schmidt ging dieses Gespräch sehr schnell und er war sofort überzeugt von uns. Bei anderen dauerte dieser Prozess über mehrere Wochen. Wenn man sieht, was wir in diesem Sommer dazu bekommen haben wurde einfach sehr gute Arbeit geleistet. Man darf im Umkehrschluss auch nicht vergessen, dass uns kein Spieler verlassen hat – was genauso die gute Arbeit des Vereins widerspiegelt.

 

K-B: Obländer ist eine Hausnummer im Fußballkreis, Weber hat im letzten Jahr 22 Buden geschossen, Ehler ein Landesliga-erfahrener Spieler, Schwartz und Lang sind hoffnungsvolle Talente, selbst mit Golenia hat man diesmal einen starken zweiten Torhüter verpflichten können. Wie bekommen wir diese Jungs in unser Trikot?

 

Georg: Wenn man viele Leute im Kreis Sinsheim frägt ist es das Geld. Jeder der den SV Reihen kennt – wir beide kennen ihn mit am besten – der weiß, dass in diese Richtung bei uns überhaupt nichts läuft. Nicht ein Spieler in unserem Kader bekommt auch nur einen Cent. Es wird aber auch immer weniger zum Thema bei unseren Gesprächen. Die Kameradschaft und der Zusammenhalt sprechen sich schon auch rum. Die meisten Jungs sagen zu, wenn sie einmal bei uns beim Training waren. Jeder erlebt, wie es nicht nur beim, sondern auch nach dem Training abläuft und ist schnell Feuer und Flamme für den SV. Das Klima im Verein ist schon ein großer Faktor. Man sieht ja auch wie viele Spieler nach einem Wechsel schnellstmöglich wieder zurückgekommen sind.

 

K-B: Wenn ich dir sage, dass meiner Meinung nach Marlon Schwartz ab Februar eine „Waffe“ in der Kreisliga wird. Würdest du mich dann einbremsen, um den Jungen auf dem Boden zu halten, oder darf man solche Jungs ruhig fliegen lassen?

 

Georg: Marlon Schwartz hat ohne Frage sehr großes Potential. Vielleicht muss man ihn aber auch in der ein oder anderen Situation bremsen. Man darf nicht vergessen, er kommt jetzt erst von der B-in die A-Jugend. Er hat fantastische Ansätze – Geschwindigkeit, Torriecher und schon ein gutes Zweikampfverhalten. Gegen gestandene Kreisliga-Verteidiger muss aber auch er sich erstmal durchsetzen. Da werden Gegner dabei sein die ihm richtig weh tun wollen. Wir sind aber froh, dass sich Marlon für uns entschieden hat, und werden ihn langsam an die ganze Sache ranführen. Er muss nicht sofort die Allzweckwaffe vom SV Reihen sein. Er kann das werden, aber da gehört noch jede Menge Arbeit dazu.

 

K-B: Nochmal zur Breite des zukünftigen Kaders. Mit weiteren Neuzugängen ist man dieses Jahr auch in der Quantität gut aufgestellt. Wie rettet man einen solchen Kader über die Runde und welchen Faktor hat die neue Spielgemeinschaft mit Steinsfurt in der Reserve?

 

Georg:  Man sieht auch jetzt schon, wie dünn der Kader unter Umständen werden kann. Wir haben aktuell drei verletzte Spieler, Corona wird noch ein Faktor sein und zu Beginn der Vorrunde ist immer noch Urlaubszeit. Wenn Ende September alle fit und im Land sind, kann es aber auch in die andere Richtung Probleme geben die wir aber gewillt sind zu lösen. Die Spielgemeinschaft mit Steinsfurt war für die Vorstandschaft unumgänglich. Du kannst eine Reserve nur aufrecht halten mit einem Kader von 40 Spielern. Etliche Vereine haben dahingehend Probleme und suche Spielgemeinschaften. Auch Clubs von denen man es erstmal nicht denkt. Wir wollten mit diesem Thema nicht mehr länger warten. In der Jugendarbeit sind vereinsübergreifende Mannschaften mit Steinsfurt bereits gang und gebe – daher ist es der richtige Partner und macht absolut Sinn.

 

K-B: Kurze Nachfrage, wie gestaltet sich das im Trainings- und Spielbetrieb?

 

Georg: Im ersten Jahr der Partnerschaft ist Steinsfurt federführend. Der TSV stellt den Großteil der Spieler, daher findet der Trainingsbetrieb und die Organisation dort statt. Unsere Jungs können aber auch in Reihen trainieren, das ist überhaupt kein Problem. Gespielt wird in Steinsfurt – 3 bis 4 Spiele finden aber auch im Karolus Stadion statt.

 

K-B: Du hast in diesem Jahr einen ordentlichen Trainer-Stab zusammen. Mit Sascha Fuhr und Christian Stumpf zwei Co-Trainer und mit Oliver Wörns einen neuen Torwart-Trainer. Wie wichtig ist in diesem Bereich die Kommunikation untereinander und wie gestaltet sich die praktische Arbeit miteinander?

 

Georg: Die Kommunikation zwischen den Trainern ist enorm wichtig. Wir fungieren als Trainerteam. Die Torhüter sind schon jetzt schwer angetan von den Angeboten, die ihnen Oli bei den Einheiten macht.  Mit meinem Team sprechen wir uns wöchentlich über die Inhalte ab. Jeder bringt seine Ideen ein und jeder hat auch das gleiche Recht seine Meinung zu sagen. Wir sind aber Typen, die voll und ganz aus einem Kanal sprechen und uns in den Grundzügen was Fußball angeht einig sind.

 

K-B: Wie immer kommen wir vor einer Saison nicht drumherum über Ziele zu sprechen. Ausgenommen die Meistermannschaft von 2015 war der 5te Platz in der Kreisliga deine bisher beste Platzierung. Dieses Ergebnis zu toppen, würdest du das als Ziel unterschreiben?

 

Georg: Meine Ziele sind in jeder Saison die gleichen. Egal welche Mannschaft ich habe, ich möchte aus der Runde das Maximum rausholen. Natürlich muss man diese Ziele manchmal im Laufe eines Spieljahrs korrigieren oder angleichen. Am Anfang hat jeder die gleichen Chancen und will so erfolgreich wie möglich sein. Klar, wollen wir daher oben dabei sein und auch im Pokal so weit wie möglich kommen.

 

K-B: Zu Abschluss nochmal eine kleine Fragerunde:

Adidas oder Puma

 

Georg: Adidas

 

K-B: Königsblau oder Schwartz-Weiß

 

Georg: Königsblau

 

K-B: Meisterschaft oder Pokal

 

Georg: Pokal

 

K-B: Und jetzt die alles entscheidende Frage – Du trainierst eine Mannschaft mit Oli Wörns im Tor, Axel Weber in der Abwehr und Uwe Karolus im Sturm. Wer ist dein Spielführer?

 

Georg: (lacht) das müsste Axel machen, das ist der Ruhigste in dieser Riege.

 

K-B: Lieber Georg, mal wieder vielen Dank für das interessante Gespräch und wie immer wünsche ich dir, deinen Trainerkollegen und deiner Mannschaft eine maximal erfolgreiche Saison.

Interview mit Georg Böhmann / Teil I

Das neue Trainerteam. Oliver Wörns, Christian Stumpf, Georg Böhmann, Sascha Fuhr.

Lieber Georg, vielen Dank, dass du dir auch in diesem Jahr Zeit nimmst für unser fast schon traditionelles Sommer-Interview. 

 

K-B: Der SV Treschklingen wurde Meister der Kreisliga. Ist der SV in deiner Wahrnehmung ein verdienter Meister? Zusätzlich hättest du hier

die Möglichkeit deine Glückwünsche auszusprechen.

 

Georg: Die Mannschaft, die am Ende der Saison oben steht, hat das auch verdient. Ich denke nicht nur ich – sondern die komplette Liga gratuliert dem SV Treschklingen zum Aufstieg in die Landesliga und hofft natürlich auf den Klassenerhalt im kommenden Jahr.

 

K-B: In den vergangenen Jahren hat sich mit Treschklingen eine gewisse Rivalität entwickelt. Wie siehst du eine solche Gegnerschaft? Ist das gewünscht oder nervt es dich eher? Oder hat ein Trainer an solchen Spieltagen nicht sogar einen leichteren Job, weil die Jungs ohnehin heiß sind und von allein laufen?

 

Georg: Natürlich sind Rivalitäten gewünscht. Über solche Spiele wird schon Wochen vorher geredet, jeder ist heiß darauf und ich muss als Trainer nicht mehr viel sagen. Aber auch die größten Rivalitäten müssen im Fußball mit Anstand und Respekt verbunden sein – das ist leider nicht immer der Fall.

 

K-B: Lass uns über deine Mannschaft reden. Ganz konkret und ohne eine Bewertung von mir. Warum wurde der SV Reihen im vergangenen Jahr 7ter und nicht vielleicht sogar 6ter oder 5ter?

 

Georg:  Über die ganze Saison gesehen hat uns einfach die Konstanz gefehlt. Wir haben gerade gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel viel zu oft unsere Leistung nicht abgerufen. Es waren immer wieder Spiele dabei, bei denen wir durch falsche Einstellung Punkte verschenkt haben. Das Spiel beim Tabellenletzten Gemmingen war sinnbildlich dafür. Auf der anderen Seite haben wir den zwischenzeitlichen Tabellenführer Epfenbach mit 6-0 geschlagen. In diesen Phasen zeigte sich auch immer wieder was in der Truppe steckt. Wir sollten uns über keine anderen Dinge beschweren – in den meisten Spielen hatten wir ordentliche Mannschaften zusammen – oft auch in Bestbesetzung. Es war wie so oft beschrieben nicht selten reine Kopfsache.

 

K-B: Am Anfang der Saison war eine große Euphorie. Allerdings wurde schon gegen Mitte/Ende der Vorrunde klar, dass es wohl für ganz oben in der Tabelle nicht reichen wird. Es wurde zunehmend ein wenig träge. Gibt es Stellschrauben, die du im Nachhinein drehen könntest, um diese Entwicklung zu verändern?

 

"Das Eröffnungsspiel war eher hinderlich"

 

Georg: So schön bspw. das Eröffnungsspiel gegen Rohrbach war – im Nachhinein war es für den Saisonverlauf eher hinderlich. Es hat sich jeder schon Wochen vorher darauf gefreut, Bierwagen, viele Zuschauer, Flutlichtspiel, danach Party. Es hat sich eher wie ein abschließendes Finale angefühlt. An den nächsten Spielen kam dann schon der Leistungsknick nach unten. Wir konnten zwar noch ordentlich Punkten aber das Potential konnte nicht mehr abgerufen werden. Diese Inkonstanz zog sich danach durch die komplette Runde.

 

K-B: Gerade in unserer Liga muss ein Aufstieg nicht immer ein Segen sein. Viele Vereine brauchten Jahre, um sich von einer Saison Landesliga zu erholen. Ist daher immer die Tabelle der Gradmesser für eine erfolgreiche Runde, oder gibt es für dich andere Parameter?

 

Georg: Bei uns ist es nicht ausschließlich die Tabelle. Natürlich wollen wir erfolgreich Fußball spielen aber gerade in den unteren Ligen gibt es weitere Faktoren, die man sehen muss. Wie verhält sich eine Mannschaft auch neben dem Platz, wird Kameradschaft untereinander gelebt, aber auch wie gehen die Jungs mit einer Krise um. Wir hätten im vergangenen Jahr auch durchaus abrutschen können. Am Anfang der Rückrunde war der Abwärtstrend enorm. Durch etliche Gespräche miteinander konnte dieser gestoppt werden. Das Handling in diesen schweren Phasen hat uns in den letzten Jahren ausgezeichnet. Sicher ist aber auch die Entwicklung des kompletten Vereins in die Bewertung mit einzubeziehen. Man muss immer wieder neue Impulse setzen, um sich nicht gegenseitig abzuarbeiten. Auch das konnten wir in der Vergangenheit gut umsetzen.

 

K-B: Ein Trainer nennt öffentlich ungern Namen, wenn es um Lob oder Kritik geht. Die Gefahr Spieler zu enttäuschen ist dabei sehr groß. Aber dennoch, kannst du für die Runde 21/22 gesehen einen deiner Spieler herausheben? Und gibt es überhaupt in deiner Mannschaft im gesetzteren Alter noch Entwicklungspotential bei deinen Spielern?

 

Georg: Ich bin kein Freund davon Spieler herauszuheben – das werde ich auch nicht tun. Man muss einfach zugeben, dass gerade unsere älteren Spieler im letzten Jahr zu gewissen Phasen ein wenig lethargisch waren. Als wir dann aber mit dem Rücken zur Wand standen und personelle Probleme hatten, konnten wir wieder voll und ganz auf sie zählen. Das sind durchweg gute Charaktere, auf welche man sich in schwierigen Situationen verlassen kann. Wir müssen es schaffen, diesen Teamgeist und die Leistungsbereitschaft nicht erst in Krisen zu zeigen. Wenn wir diesen Spirit eine komplette Runde durchziehen können, spielen wir unseren besten und erfolgreichsten Fußball.

 

K-B: Zum Abschluss von unserem ersten Teil machen wir wieder unsere beliebte Fragerunde -diesmal Kreisliga Spezial - mit der Bitte um ganz kurze Antworten.

Welche Mannschaft war in der vergangenen Runde die Spielstärkste der Liga?

 

Georg: Der FC Zuzenhausen II

 

K-B: Welche Mannschaft war für die dich sympathischste?

 

Georg: Die SG Waibstadt

 

K-B: Welcher Verein hat das schönste Sportgelände?

 

Georg: Wieder Zuzenhausen

 

K-B: Wenn du selbst noch Spieler wärst, von welchem Trainer aus der Kreisliga würdest du dich am liebsten coachen lassen?

 

Georg: Michael Keitel

 

K-B: Georg, vielen Dank für den ersten Teil unseres Gesprächs – Teil II erscheint in den nächsten Tagen. Darin sprechen wir ausführlich über die Neuzugänge und den Ausblick auf die Saison 22/23.

"Ich hab da einen Spieler für dich..."

 

„Was lange währt, wird endlich gut“ Teil II des großen Gesprächs mit Christoph Keil. Thema war der Verlauf seiner Kariere, ekstatisches Klicken auf Youtube und Frisuren seiner Mitspieler. Chris Keil, über seine abwechslungsreiche und erfolgreiche Laufbahn.

 

Fangen wir ganz vorne an. Du sitzt heute einem deiner ehemaligen Jugendtrainer gegenüber. Bis weit in deine Teenager-Jahre hinein warst du eher ein durchschnittlicher Spieler. Es war nicht abzusehen, dass sich einer der stärksten Stürmer des Fußballkreises Sinsheim entwickelt. Wann kam der für dich wichtige Leistungssprung?

Im zweiten Jahr in der C-Jugend habe ich angefangen kontinuierlich Stammspieler zu werden. Ich war zu dieser Zeit fleißig was Ausdauer und Fitness angeht. Damit konnte ich einiges ausgleichen. Der große Schritt war das zweite Jahr B-Jugend in Elsenz. Da ist schon was passiert. Mein letztes Jahr A-Jugend spielte ich dann in Eppingen in der Verbandsliga. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich in die Mannschaft gekämpft und nochmal was das Spielerische angeht, ordentlich dazulernen dürfen.

 

Bei den Senioren warst du von Beginn an Leistungsträger. In Reihen hast du viele Kisten zum beinahe Aufstieg aus der A-Klasse beigesteuert. 2012 hast du dann den Absprung nach Bammental gewagt. Damals bist du in der Winterpause gewechselt. Wie sinnvoll war dieser Schritt und würdest du einem jungen Spieler raten das eigene Nest auch mal zu verlassen?

Das Ganze ist wie der Azubi im eigenen Laden. Das gestaltet sich oftmals schwierig. Daher bist du in einem neuen Verein auch ein ganz anderer Spieler und wirst anders wahrgenommen. In Reihen war ich immer der „Kleine Chris“ und immer Nachwuchsspieler. In Bammental war ich Leistungsträger eines anderen Vereins. Dieser Ausbruch aus deiner Komfortzone schult dich auf ganz vielen Ebenen. Du musst dich in einem neuen Umfeld behaupten. Ich hatte damals die Wahl zwischen der Verbandsliga in Ziegelhausen und der A-Klasse in Bammental. Auch in diesem Fall hat mich der Mensch gecatcht. In Person war es Uli Brecht, welcher mich regelrecht beackert hat. Er hatte damals mit Bammental eine klare Vision, wollte in 3-4 Jahren in der Landesliga sein und wollte, dass ich Teil dieses Weges werde. Das hat mich begeistert und ich musste unbedingt dabei sein.

 

Du warst am kommenden Aufschwung dann auch federführend beteiligt. Ich kann mich an dein erstes Spiel für den neuen Verein erinnern. 4 Tore?

 

Und 3 Vorlagen.

 

Das Spiel wurde von LigaWeb.TV übertragen und ist noch immer auf Youtube zu finden. Den Link zu dieser mittlerweile Rarität setz ich gerne hier an.

 

FC Bammental vs. AKSV Leimen

 

Aktuell hat das Video 2700 Klicks. Wie viele sind von dir?

 

Mehr als die Hälfte.

 

Ihr hattet damals eine sehr erfolgreiche Zeit, aber auch einige Negativerlebnisse. Im ersten Jahr wurde der Aufstieg in die Kreisliga knapp verpasst. 2 Jahre später im Relegationsspiel um den Aufstieg in die Landesliga habt ihr hoch-favorisiert gegen den TSV Kürnbach verloren. Speziell diese Partie, in der alles auf einen Bammentaler Sieg ausgelegt war, wie verliert man so ein Spiel?

Ich kanns erklären. Das war unsere erste Kreisliga-Saison und wir hatten ganz viele unfassbar hart umkämpfte Spiele. Wir mussten uns richtig durchbeißen, haben 3-mal die Woche trainiert oder eben gespielt. Zum Schluss waren sämtliche Körner aufgebraucht. Trotzdem haben wir im Entscheidungsspiel das 1-0 gemacht (24. Keil), konnten dann aber rein gar nichts mehr nachlegen. Wir saßen in der Halbzeit in der Kabine und uns war die Erschöpfung praktisch ins Gesicht geschrieben. Die unzähligen knallharten Trainingseinheiten auf unserem Kunstrasen, verbunden mit einer hoch intensiven Saison waren am Ende einfach ein paar Prozent zu viel für uns.

 

Ich kann mich an deinen Torjubel erinnern. Es hatte mehr Erleichterung als Ekstase. Spielgelt allein das die damalige Situation wieder?

Absolut. Wir dachten mit dem Führungstreffer wäre die Geschichte erledigt und konnten einfach nichts mehr nachlegen. Was Daniel Kreuzer vom TSV Kürnbach an diesem Tag abgeliefert hat war natürlich auch sensationell (3 Tore – Endstand 3-1 – Aufstieg Kürnbach). Das ist übrigens auch ein absolut geiler Typ. Ich hoffe in deinem Interview wird noch erwähnt, dass ich mich nach meinem Wechsel nach Zuzenhausen umgehend gerächt habe.

 

Wie könnte ich das vergessen. Im anschließenden Sommer bist du nach Zuzenhausen gewechselt, hast demnach trotz verlorenem Relegationsspiel deinen persönlichen Aufstieg in die Landesliga geschafft. Du hast dort regelmäßig gestochen, gleich im Eröffnungsspiel gegen Rohrbach und eben wie oben beschrieben in Kürnbach, warst aber dennoch fast ausschließlich Bankdrücker. Warum?

Ich war damals super fit und richtig gut drauf. Ich hatte in einer wirklich guten Landesliga nach 5 Spielen 3 Tore auf dem Konto und das ohne wirklich viel Spielzeit. Trainer Dietmar Zuleger hat taktisch auf eine Sturmspitze gesetzt und die war damals berechtigter weise Jonas Scheurer. Ich war wirklich gut, aber Jonas war einfach eine Klasse besser und er hat die Mannschaft mit seinen vielen Toren letztendlich auch zum Aufstieg geschossen. Natürlich war ich mit der Situation damals alles andere als glücklich, ich hab zum ersten mal gespürt wie es ist, eben nicht das Vertrauen eines Trainers zu haben. Ich Nachhinein betrachtet hat Zuleger natürlich alles richtig gemacht.

 

War Zuzenhausen komplett für die Tonne?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe dort auch mit tollen Menschen zusammen gekickt. Auf diesem Niveau nimmst du in jedem Training etwas mit. Langfristig hätte ich bestimmt meine Spiele dort gemacht. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich mich genau in diesem Jahr selbständig gemacht habe. Da hat mir das Leben dann einfach meine natürliche Grenze aufgezeigt. Ich war hinter dem mit Abstand besten Torjäger der Landesliga Ersatz, hätte aber bestimmt in den meisten Mannschaften in dieser Klasse gespielt. Damit konnte ich meinen Frieden machen. Dann habe ich mich für den Weg entschieden eben mehr Fokus auf das Geschäftliche zu legen. Diese Veränderung ist mir aber sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ich habe das Gefühl exakt die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Mein Wechsel im Winter zurück nach Reihen, hat dann zusätzlich noch dazu geführt, in diesem Jahr mit zwei Mannschaften Meister geworden zu sein.

 

Wer hat dich von diesem Wechsel zurück in die Heimat überzeugt? Sicher war der SV Reihen nicht der einzige Interessent?

Ich hatte ein paar Angebote, habe in diesem Winter aber eine ganz klare Entscheidung getroffen: Ich will Fußball spielen, weil ich Spaß haben will. Eben nur noch aus diesem Grund. Wäre Reihen damals in der B-Klasse gewesen, wäre ich trotzdem zurück. Es gab aber eine Bedingung. Ich wollte unter keinen Umständen gesperrt werden, demnach musste eine Ablösesumme bezahlt werden. Das wurde dann auch fair unter den Vereinen gelöst. Vorher bin ich aktiv auf Georg zugegangen und habe ihm eben einen Spieler angeboten, den er sich unbedingt mal anschauen sollte. Beim persönlichen Gespräch hat er dann relativ schnell gemerkt, dass es um mich ging und das ganze hat mit uns beiden sofort wieder gepasst.

 

Den folgenden Aufstieg 2015 und das Abenteuer Landesliga haben wir ja schon in sämtlichen Einzelheiten durchgearbeitet. Nach diesen Erlebnissen folgten sportlich ruhigere Jahre. Die Zugehörigkeit zur Kreisliga wurde normal, alles wurde teilweise ein bisschen weniger aufregend. Hattest du seit dem einen Impuls den Verein nochmal zu wechseln?

Der einzige Grund, aus dem ich den SV verlassen würde, wäre wenn ich erfahren würde, dass jemand mehr oder weniger durch die Hintertür Geld bekommt. Das kann ich aber ausschließen und daher stellt sich die Frage für mich nicht. Ich bekomme schon jährlich Angebote, sei es als Trainer oder als Spieler, das ist auch ne schöne Wertschätzung und ich bedank mich immer herzlich dafür. Ein Wechsel ist aber ausgeschlossen. Ich habe meinen Rentenvertrag beim SV Reihen. Als ich in der Jungend in Elsenz gespielt habe, gab ich mein Wort, mindestens ein Spiel für die Seniorenmannschaft dort zu machen. Man erinnert mich daran regelmäßig, aber ich musste gerade vor kurzem schweren Herzens einräumen, dass ich dieses eine Versprechen wohl nicht mehr halten kann.

 

Zum Abschluss 4 Sätze, welche du uns bitte vervollständigst:

 

Der beste Stürmer im Kreis Sinsheim ist: Robin Karolus

 

Mein wichtigstes Tor war: Das Tor zur Meisterschaft 2015 gegen Dühren.

 

Ich mag Nico Romig weil: Grundsätzlich ist Nico ein super Typ der Fußball liebt und lebt. Was ich überhaupt nicht mag, ist wie er damals den SV Reihen verlassen hat.

 

Das schönste am Fußball ist: Siege feiern.

 

Das ist doch ein schönes Schlusswort.

Chris, vielen Dank für dieses lange intensive Gespräch, welches sicher nicht unser Letztes war.

Horst und Achim

 

Der nachfolgende Dialog trägt für mich das Prädikat „Besonders wertvoll“, weil:

 

Es zum einen zeigt, dass Horst Schütz ein netter Typ ist, der für seine Farben brennt und seit Jahren eine nicht hoch genug einzuschätzende Öffentlichkeitsarbeit für den Amateurfußball leistet.

 

Und zum anderen – das finde ich noch wichtiger – offengelegt wird, wie man Probleme im Sport angeht und löst. Offenes Visier im Rahmen und sachlich - sich gegenseitig ernst nehmen – Rivalität wertschätzen und am Ende … steht wie immer ein Kaltgetränk…

 

„Horst und Achim“ das wäre bestimmt auch ein netter Fußball – Podcast. Bis es aber so weit ist, darf ich unseren heutigen Dialog, selbstverständlich mit Zustimmung aller Beteiligter hier veröffentlichen. Ganz im Zeitgeist alter Hasen, natürlich per E-Mail. 

 

Und hier noch kurz das Corpus-delicti:

 

„Man KÖNNTE jetzt noch auf viele Randgeschichten eingehen. Den feuchtfröhlichen Frühschoppen, eingeschlossene Schiedsrichter oder Vereinsbrillen mit denen ältere Herren Smartphones bedienen. Wir haben aber keine Zeit, darum den Fokus auf das Wesentliche!!!!

 

Horst:

 

Vor dem Spiel sich über die Mannschaftsaufstellung herzlich bedankt, die man ausnahmsweise mal nicht mit der Lupe lesen musste,
>
Im Live-Ticker alle gelben und gelb-roten Karten über den DFBnet/Spielbericht 1:1 original mit Begründung übernommen,
>
Eure Weißwurst im Clubhaus in höchsten Tönen gelobt (und die war wirklich gut ?)
>
u.a. die Massflanke von Hermann hervor gehoben,
>
kein böses Wort über den Gegner (oder doch ? ?)
>
> „Gerechtigkeit“, das lassen wir mal so stehen!“ (wo liegt das Problem ?),
>
Kritik an ALLEN Karten des „blauen“ Schiris,

Und trotzdem wird man als „alter Herr mit Smartphone“ diskriminiert !

BESTEN DANK DAFÜR !!

gez. Horst Schütz
TSV Neckarbischofsheim
59 Jahre ALT
FuPa-Live-Ticker mit einem I-Phone (!)

P.S. Ich hoffe nicht, dass Sie auch zu diesen Trittbrett-Fahrer-Experten gehören, die mich
a) gar nicht kennen,
b) zum Teil gar nicht wissen, um was es geht oder c) einfach nur dumm polarisieren, wenn sie nur meinen Namen hören ?!

Ehrlich gesagt, schätze ich Sie nicht so ein …

 

Achim:

 

Lieber Herr Schütz,
vielen Dank für das ehrliche und offene Feedback. Das wichtigste zuerst: Wenn Sie sich durch meinen Artikel beleidigt oder diskriminiert fühlen, dann tut mir das leid und dafür entschuldige ich mich aufrichtig.

Wie Sie selbst sicher am besten wissen, ist es nicht immer einfach, den richtigen Ton bzw. das passende Wort zu treffen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Sie sowas locker wegstecken können. Trotzdem gebe ich zu, vielleicht eine Nuance drüber gelegen zu sein. In der Sache gehöre ich mit nunmehr 35 Jahren ebenfalls zu den Alten Herren und wäre demnach auch so zu betiteln.

Nehmen Sie es sportlich Herr Schütz, wir teilen beide aus, begeben uns selbst in die Öffentlichkeit, bekommen viel Lob und müssen eben auch mal einen kleinen Spruch einstecken.

Abschließend möchte ich es nicht versäumen Ihnen zu schreiben, wie sehr ich Ihr Engagement für Ihren Verein und den Amateurfußball schätze. Das ist in der Qualität und über die vielen Jahre alles andere als selbstverständlich.
Bleiben Sie gesund, im Rückspiel geht ein Getränk Ihrer Wahl auf mich und damit ist die Sache hoffentlich vom Tisch.

Viele Grüße
Achim Oberli

PS: Darf ich diesen Dialog veröffentlichen, um darzustellen wie zivilisierte Menschen auch im Kontext Fußball Probleme lösen können?

 

Horst:

Passt ! Ich habe mit dieser (Ihrer) Antwort insgeheim gerechnet ?. Ich bin selbst ein alter (wieder dieses blöde Wort) Fußballer und habe es immer so gehalten, dass nach dem Spiel alle Feindschaften vergessen sind - gerne bei einem (oder mehreren) Bierchen ! Anscheinend bin ich trotz der vielen Jahre Berichterstattung immer noch zu dünnhäutig, was dies an belangt. Ich werde halt oft von Leuten verbal angegriffen, die irgendwie mitreden wollen aber Null Ahnung von der Sache haben. Die 2 Jahre Landesliga ausgenommen, hier wurde meine Arbeit wirklich geschätzt und honoriert. 
Also, was unser „Techtelmechtel“ betrifft:

* ich stecke das locker weg

* ich nehme es sportlich

* unser Dialog ist frei gegeben …

* ich lasse kein „per Sie“ zu - heiße Horst 

* und das 1. ? am 3. April‘22 geht auf „Dich“ ?! 

 

Achim:


Selbstverständlich auf MICH :-) Achim ...

Liebe Grüße und bleib am Ball!!!

 

Ich bin gerne mal der Spieler, den die meisten hassen…

 

Christoph Keil im Gespräch. Wir treffen den Spieler in seinem Büro in Reihen. Es gibt starken Kaffee, Fußballfachgespräche und Visionen. Nein, für den ehemaligen Shooting-Star des Fußballkreises und die heutige Tore-Garantie ist der SV Reihen kein Verein wie jeder andere und viel mehr als ein Hobby. Dieser Mann atmet Fußball und lebt den Sport Verein. In einem offenen Gespräch gab uns der mittlerweile 29-Jährige viele Ideen und Vorstellungen und es wird deutlich, hier redet Zukunft.

 

 

 

Christoph, der walisische Fußballprofi Craig Bellamy war neben seiner Schnelligkeit für allerhand Undiszipliniertheiten bekannt. Unter anderem zertrümmerte er während einer durchzechten Nacht seinem Mitspieler mit einem 9er-Eisen das Schienbein, was ihm den fragwürdigen Namen „The Nutter with the Putter“ (dt. der Spinner mit dem Golfschläger) einbrachte. Daran anknüpfend, wie ist dein aktuelles Handicap?

(lacht) 25/7. Noch weit weg vom Profigolf, trotzdem ganz in Ordnung wie ich finde.

 

Hattest du schonmal das Bedürfnis einem Mitspieler von dir mit einem Golfschläger das Schienbein zu zertrümmern?

Bei einem Mitspieler noch nie und wenn ich recht überlege, würde das nicht mal bei einem Gegenspieler in Frage kommen. Da müsste ich dann schon in Lebensgefahr sein um jemandem so eine abzuziehen. Wobei bei Marc Heller… (Spaß) Tatsächlich hatte ich diesen Impuls noch nicht.

 

Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Thomas Müller, selbst jüngere Fußballspieler wie Niklas Süle spielen mittlerweile Golf. Was ist die Faszination dieses Sports?

Erstens ist es eine Ballsportart, welche ich als Fußballer per se gut finde. Zum anderen ist es die Herausforderung einer Competition mit dir selbst zu spielen. Das ist das Außergewöhnliche am Golf. Bspw. könnte ich gegen einen Weltklasse Mann wie Tiger Woods spielen und ich hätte durch das ausgleichende System, das Handicap, eine Chance zu gewinnen. Ich kenne keine Sportart bei der sowas möglich ist. Im Fußball ist derlei undenkbar, aber beim Golf können sich Menschen mit ganz unterschiedlichem Leistungsniveau begegnen,Spaß daran haben und auch gewinnen. Und das zweite Momentum was mich fasziniert ist ein gut getroffener Ball was nur mit einem erzielten Tor vergleichbar ist.

 

Ein Sprichwort sagt: „Golf und Sex sind die einzigen beiden Dinge bei denen Man(n) Freude haben kann ohne, dass man sie gut können muss“ Würdest du das unterschreiben?

Würde ich sofort zustimmen.

 

Beim Golf wird ebenfalls die Kommunikation untereinander sehr geschätzt und nicht selten Geschäfte abgeschlossen. Seit einigen Jahren bist du immer wieder in Spielerverpflichtungen beim SV Reihen involviert und/oder an vorderster Front beteiligt und kommunizierst mit potenziellen Spielern. Woher kommt diese Lust am Gestalten?

Ich bin ein sehr aktiver Mensch und hasse es umgekehrt in einer passiven Rolle zu sein. Eben ganz gerne im Drivers-seat nicht so gerne im Beifahrersitz. Wenn ich die Chance habe mein eigenes Leben ein Stück weit zu verbessern und dabei noch die Möglichkeit besteht, den Menschen die ich gerne habe zu helfen, dann mach ich das total gerne. Dabei muss einem klar werden, wo die eigenen Stärken liegen. Ich bin handwerklich eine absolute Null, aber ich kann gut mit Menschen reden. Diese Fähigkeit bringe ich gerne beim SV Reihen ein. Überhaupt glaube ich, dass viele Vereine sich nicht bewusst sind, wie wichtig eine fundierte und wertschätzende Ansprache an potenzielle Spieler ist. Am Ende macht das auch Georg unfassbar gut und ist bei solchen Gesprächen top vorbereitet und professionell. Wenn man betrachtet, welche Spieler wir in den vergangenen Jahren verpflichten konnten, bin ich schon ein bisschen stolz ein Teil dieses Teams sein zu dürfen. Nicht zuletzt habe ich als aktiver Spieler natürlich auch ein großes Interesse daran gute Mitspieler zu haben. Wenn uns das gelingt, macht die Geschichte dann auf ganz vielen Ebenen Freude.

 

Unsere Großeltern und Eltern waren eine Generation des Aufbaus. Damals wurden Clubhäuser aus dem Boden gestampft, Sportplätze erschaffen und das was sich heute Tradition nennt erst ermöglicht. Heutzutage hat man oft das Gefühl, unsere Gesellschaft ist selbst mit der Verwaltung dieser Errungenschaften überfordert. Haben die Menschen keine Visionen mehr? Und wie schlägt sich diese Entwicklung auf einen Dorfverein wie den SV Reihen nieder?

Man kann da einen treffenden Vergleich ziehen, wie ich finde. Unsere Gesundheit nehmen wir oft als selbstverständlich hin. Erst wenn wir diesen Status verlieren, wird er plötzlich ganz wichtig für uns. So nehmen wir auch im Verein viele Gegebenheiten einfach als gesetzt hin. Wir haben einen schönen Sportplatz, ein noch immer ganz ansehnliches Clubhaus u.v.m. Durch dieses „gemachte Nest“ fehlt uns manchmal die Vorstellungskraft darüber, was wir noch aufbauen können. Eigentlich sind wir zufrieden mit dem was wir schon haben. Die Frage ist aber natürlich, was sind die nächsten Visionen von unserem Verein, wie entwickeln wir diese und gewinnen Menschen dafür.

 

Auch wir müssen späteren Generationen einmal erzählen was wir aufgebaut haben. Was wären denn konkrete Visionen wie man das Konstrukt „Verein“ zukunftsfähig machen kann und welche zwischenmenschlichen Werte spielen dabei eine Rolle?

Ich glaube, beim SV Reihen teilen einige die Lust auf Visionen und ich hätte den größten Bock darauf den Verein auch für die kommenden 100 Jahre zukunftsfähig zu machen. Dabei gibt es speziell, was unser Clubhaus angeht, manches in Angriff zu nehmen. Dabei muss man aber selbstverständlich auch wirtschaftlich denken und sich die Frage stellen, ob wir dadurch auch Einnahmen generieren und unserer Pflicht zur Nachhaltigkeit gerecht werden können. Das reine Fußballgeschäft, darin sind sich alle einig, wird in den nächsten Jahren durch fehlenden Nachwuchs schwieriger werden. Daher brauchen wir neue Ideen, um Menschen in den Verein zu ziehen. Dabei kann ein Clubhaus eine Art „Wohlfühloase“ werden, das mehr ist als eine Theke und ein paar Tische. Vielleicht geht das über ein kleines Fitnessstudio, einen Saunabereich, ein Stück weit refinanziert durch erneuerbare Energiegewinnung in Form von Solar. Oder wir schaffen zusätzlich Büroräume, um Geld zu generieren. Fakt ist, finanziell muss das immer auf gesunden Füßen stehen.

Das Ganze kann ein Mitmachprojekt werden, bei dem sich viele Menschen daran beteiligen, die nicht nur einfach gegen den Ball treten wollen. Vielleicht kann man auch wie Anderorts schon ein kleines E-Center mit einbauen, bei dem im Sinne des Zeitgeistes der SV an einer Onlineliga teilnimmt. Es mangelt nicht an Ideen und die erste Aussage dahinter sollte vordergründig erstmal immer „Warum nicht?“ sein.

 

Was ist der Markenkern des Amateurfußballs und wie bekommt man diesen zu den Menschen transportiert? Müssen zwangsläufig die gängigen Marketinginstrumente der höheren Klassen kopiert werden oder kann es auch ganz eigene Wege geben um sich als Freizeitwert weiter positionieren zu können?

Beim Amateursport kommt man selbst in die Bewegung. Sei es auf dem Platz oder in weiterer Verantwortung. Dabei spielt das Zusammentreffen von unterschiedlichen Menschen eine herausragende Rolle. Wir gehen da alle gerne hin, weil wir es schätzen unserem Hobby nachzugehen und auch darüber hinaus gerne Zeit miteinander verbringen. Wir haben alle im vergangenen Jahr hautnah erfahren welchen Mehrwert „Zusammensein“ im Leben der Menschen hat.

Nicht zuletzt durch diese Erlebnisse habe ich das Gefühl, dass das Interesse an den Profiligen ein Stück zurück gegangen ist. Viele Fans spüren wie weit die Profis vom Leben der normalen Leute weg sind und suchen vielleicht wieder eine kleinere, eine sympathischere Fußballwelt. Außerdem -das sage ich als Bayernfan- ist die Bundeliga mittlerweile auch langweilig geworden. Eine Ressource, die ins große Stadion gezogen hat, war die tolle Stimmung, aber auch dahingehend, natürlich auch durch die Pandemie, ist dieser Faktor nicht mehr im großen Maße vorhanden.

 

Wenn es schon nicht das Geld ist, mit welcher Währung überzeugt der SV Reihen immer wieder Spieler in Schwarz-Weiß zu spielen?

Ich kann diesbezüglich nochmal etwas deutlich machen. Wenn jemand einen Spieler findet, der Geld vom SV Reihen bekommt, hätte er sofort Zugriff auf mindestens 16 Spieler, die alle samt aufhören würden beim SV zu spielen. Dieses Mysterium – in Reihen wird viel Geld bezahlt – kann ich vollumfänglich entkräften.

Im Grunde ist es simple. Unser Faktor ist die Kameradschaft und wir achten in den Gesprächen penibel drauf welche Charaktere wir zu uns holen. Es muss einfach menschlich zueinander passen. Wenn das gegeben ist, sind wir super beharrlich und aufrichtig wertschätzend. Dabei bereiten wir uns auf diesen Spieler vor. Wir kennen seine Laufbahn, seine Stärken, wieviel Tore er geschossen hat u.v.m. Das ist für viele imponierend. Ich werde nie vergessen, als mich einmal Klaus Funk vom VFB Bad Rappenau angerufen hat. Der war mal Torhüter vom Eintracht Frankfurt und Werder Bremen. Die Art wie er damals an mich herangetreten ist, war mir Vorbild und hat mich wirklich begeistert. Er wusste damals alles über mich, war bestens vorbereitet und hätte mich allein durch diese Wertschätzung fast für den VFB begeistern können.

Abschließend, wenn wir einmal von einem Spieler überzeugt sind, dann geht dieser Prozess nicht selten über Jahre. Es finden immer wieder Gespräche statt und wir machen damit ein langfristiges und tiefgreifenden Interesse deutlich.

Oftmals bietet dann unser Training freitags und das nachträgliche Beisammensein den letzten Faktor, um zu uns zu kommen. Die Qualität des Trainings und die anschließende ehrliche Kameradschaft, ist etwas, das die meisten von ihren Vereinen nicht kennen. Man nimmt hier die Stimmung sofort auf und begeistert sich für diesen Verein.

 

Der eigene Sportplatz und das eigene Stadion sind für die meisten Spieler Lieblingsplätze. Kannst du uns deine 5 Lieblingssportplätze im Fußballkreis Sinsheim nennen?

Der eigene Sportplatz hängt voller Erinnerungen, bei denen man manchmal Gänsehaut bekommt. Etliche Momente sei es Erfolg oder Misserfolg hat man vor Augen. Unfassbar viel passiert an so einem Ort. Als wir Arm in Arm standen bei der Meisterschaft 2015 gegen Dühren, die vielen Feierlichkeiten auch unten in den Katakomben. Das sind einfach unbezahlbare Momente, welche man ganz direkt mit diesem Ort in Verbindung bringt.

 

Meine Lieblingssportplätze sind natürlich nicht nur die Spielfelder, sondern auch alles was drumherum los ist. Also in einer losen gesetzten Reihenfolge:

 

Ich spiel sehr gern in Obergimpern. Die Stimmung dort ist oftmals aufgeheizt, was mich persönlich immer noch ein wenig mehr motiviert. Ich bin auch gerne mal der Spieler auf dem Feld, den die meisten gegnerischen Zuschauer hassen. Das ist in Gimpern nicht sehr schwierig.

Treschklingen ist ein weiterer Ground an dem viel passiert ist. Gegen die ist immer Feuer drin. Auch wenn ich 2013 nur Zuschauer war, sind wir dort in die Kreisliga aufgestiegen und haben bis heute viele spannende und enge Duelle ausgetragen.

In Epfenbach macht es immer viel Spaß, weil die Zuschauer dort auch mit Herzblut dabei sind.

Durch meine Zeit als Jugendspieler finde ich Elsenz noch sensationell gut.

Und natürlich Weiler. Leider habe ich dort viel zu selten gespielt, aber allein von der Lage ist der Sportplatz super. Zusätzlich die vielen Erinnerungen an das dortige Grümpel-Turnier früher und unseren sensationellen Sieg im Herbst 2009, bei dem wir nach 90 Minuten noch 2-1 hinten lagen und noch mit 2-3 gewannen.Orange trägt nur die Müllabfuhr

 

Das war der erste Teil unseres großen Interviews. Nächste Woche erscheint die Zweite Halbzeit. Dabei nehmen wie die Karriere vom Spieler Keil unter die Lupe, reden über Bammentaler Drei-Jahres-Pläne und Rohrbacher Torhüter.

 

Im Gespräch mit Georg Böhmann

3. Juli 2021

Die Vorfreude auf die neue Saison ist riesengroß. Parallel zu unseren Männern auf dem Platz kommt auch svreihen.de langsam wieder auf Betriebstemperatur. Was erwartet unser Trainer Georg Böhmann im neuen Spieljahr von seinem Personal und wie ist der SV Reihen aktuell aufgestellt? Im großen zweiteiligen Interview hat uns der „ewige Georg“ rede und Antwort gestanden. In Teil 1 spricht er über seine taktischen Gedankenspiele und den machtlosen Pep Guardiola.


Svreihen.de: Georg, bevor wir über die neue Saison reden, wollen wir kurz noch die vergangene vollständig abschließen. Die letztjährige Mannschaft war bestimmt die interessanteste Zusammenstellung seit Jahren. Doch trotz einer spektakulären und erfrischenden Spielweise war man beim Abbruch lediglich auf Platz 8. Ist dir Spektakel lieber als Ergebnis?


Georg Böhmann (50): Nicht unbedingt. Wir hatten im letzten Jahr eine offensive Spielweise und dadurch haben sich zwangsläufig viele torreiche Spiele entwickelt, bei denen wir sicher auch viele unnötige Tore kassiert haben. Nicht selten haben wir aber auch eine großartige Moral gezeigt und Spiele gedreht. Spiele wie in Bad Rappenau oder gegen Ittlingen, die in letzter Minute verloren gingen sind natürlich immer sehr bitter. Doch auch gerade bei diesen beiden Niederlagen muss man unterscheiden. Während Ittlingen durch einen individuellen Fehler verloren ging, haben wir gegen Bad Rappenau nach der zwischenzeitlichen Führung im Kollektiv schlecht gearbeitet.


Svreihen.de: Unbestritten war deine bisher erfolgreichste Mannschaft die Klasse von 2015. Bis auf den Ausnahmefußballer Maag hat das Team aber hauptsächlich von seinem Herz gelebt. Gibt es Stellschrauben, die ein Trainer drehen kann, um diesen unbedingten Willen zu erzeugen?


Mannschaftsgeist beginnt neben und endet auf dem Platz….

 

Georg Böhmann: Das ist schwierig. Wir haben auch im Moment wieder viele Individualisten, die versuchen müssen als Mannschaft zusammen zu wachsen. Dieser Prozess beginnt neben und endet auf dem Platz. Es ist aber natürlich nicht immer einfach. Wir haben bspw. Spieler wie Marlon Hermann der sicher auch innerhalb der Mannschaft manchmal aneckt. Dann ist aber die Gruppe gefragt, dass zu kompensieren und aufzufangen. Wir haben genug Typen im Team die vorleben was ich von einer funktionierenden Mannschaft erwarte. Ich bin sehr optimistisch, dass wir einen Teamgeist erzeugen der Spaß macht und am Ende auch den ein oder anderen Erfolg bringt.


Svreihen.de: Lass uns ein wenig über deine taktischen Gedanken reden. Im letzten Jahr hat man während der Vorbereitung kurzzeitig eine Dreierkette ausprobiert. Nach ernüchternden Ergebnissen hat man den Gedanken schnell wieder beerdigt. Wirst du auch in diesem Jahr in den Freundschaftsspielen ein wenig experimentieren?


Georg Böhmann: In der Vorbereitung werden wir definitiv manche Dinge ausprobieren. Es kommt immer darauf an welche Spieler zur Verfügung stehen. Ich könnte mir mit dem aktuellen Personal vorstellen mit einer Dreierkette zu spielen. Das liegt aber dann hauptsächlich an den beiden Außenpositionen, welche in der Defensive zu einer Fünferkette nach hinten rücken müssen. Wenn man für diese Variante aber nicht die passenden Spieler hat, ist das klassische 4-4-2 die beste Alternative. Wir sind aber in der Offensive so gut aufgestellt, dass wir durchaus auch mit 3 Stürmern spielen können.


Svreihen.de: An diesen Gedankenspielen anknüpfend, erlebt im Moment die 10er Position eine kleine Renaissance. Wenn man dabei an unsere Mannschaft denkt, fällt natürlich sofort der Name Hermann, welcher auch im letztjährig oft gespielten 4-4-2 eine „Spiel machende“ Rolle hatte. Durch die Verpflichtung von Karolus würde er überdies im Sturm kein großes Loch mehr hinterlassen. Hat der SV Reihen dementsprechend im nächsten Jahr wieder einen klassischen Spielmacher?


Georg Böhmann: Könnte durchaus sein. Hermann ist sicher prädestiniert für diese Position. Man hat in einigen Spielen gesehen, dass er die Rolle auch von der 6 spielen kann. Das haben ihm sicher nicht viele zugetraut. Wir sind aber am Ende des Tages in der Kreisliga und da müssen wir einfach von Sonntag zu Sonntag schauen, welche Spieler zur Verfügung stehen. Ich sehe aber Hermann tatsächlich eher im Mittelfeld. Im Sturm sind wir mit Karolus, Schwartz und Keil wahnsinnig gut besetzt, was diese taktische Ausrichtung zusätzlich befeuert.


Svreihen.de: Die Defensive war im letzten Jahr ein großes Thema. Bis auf wenige Spiele hat man sein Glück immer in der Offensive gesucht. Sehen wir in der neuen Saison auch die „Flucht nach vorne“? Oder ist man durch Neuzugänge wie Koprivnik und Kührt dieses Jahr etwas flexibler?


Georg Böhmann: Mit Jan Kührt, „Erwin“ Koprivnik aber natürlich auch mit Fabi Hack und einem Marcell Uhler, wenn er den fit ist, sind wir in der Abwehr gut aufgestellt. Diese Spieler können sowohl im Zentrum aber auch auf den Außen verteidigen. Zusätzlich haben wir einen Björn Hack oder Lukas Hack die die Außenbahnen dicht machen können. Wichtig ist sicher Alex Besrukow wieder ins Mittelfeld schieben zu können, damit steigt auch unsere Zweikampfstärke und das Tempo nach vorne.


Svreihen.de: Auch in diesem Jahr ist die Torwartposition wieder hoch sensibel. Aktuell fehlt noch immer ein „Backup“ für Scholli. Gibt es Hoffnung dieses Problem noch gelöst zu bekommen und was sind die Ansätze, wenn kein neuer Torwart mehr kommt?


Georg Böhmann: Die Torhüterposition war in den vergangenen Jahren immer ein wenig knifflig. In dieser Saison ist die Situation ohne richtigen zweiten Torhüter nochmal schwieriger. Es gibt Gedankenspiele evtl. noch einen älteren Torwart reaktivieren zu können, der einfach seinen Pass nach Reihen bringt und auf den wir kurzfristig zurückgreifen können. Wir versuchen aktuell auch Tim Dotterer wieder ein bisschen zu bewegen. Über die Runde gesehen wird diese Position sicher aber ganz schwierig werden.


Svreihen.de: Ganz allgemein. Wie groß sind die Einflussmöglichkeiten eines Trainers durch Aufstellung und Taktik? Kann man dadurch Spiele entscheiden, oder ist jede Aufteilung hinfällig, wenn die Einstellung der Spieler nicht stimmt?


Georg Böhmann: Das A und O ist die Einstellung der Spieler. Wenn deine Mannschaft nicht bereit ist, verschieden Dinge umzusetzen kann ein Trainer vorgeben was er will. Das ist dann auch egal in welcher Spielklasse das ist. Selbst ein Pep Guardiola ist gegen so etwas machtlos. In den unteren Ligen ist das dann noch schwieriger. Sicher gibt es aber Möglichkeiten eines Trainers auf das Spiel Einfluss zu nehmen. Das ist aber nur möglich, wenn es von deinen Jungs auch getragen wird. Wenn deine Spieler nicht an dich und deine Vorgaben vertrauen und nicht daran glauben, funktioniert kein Trainer dieser Welt.


Das war Teil 1 des großen Sommer-Interviews mit unserem Trainer. Teil 2 erscheint nächste Woche. Darin spricht Georg Böhmann über einige seiner schönsten Erlebnisse in seiner bisher 13-jährigen Amtszeit und gibt sogar einen überraschenden Ausblick über seine sportliche Zukunft.

"In 1-2 Jahren könnte Schluss sein"

6. Juli 2021

Teil 2 des großen Sommer-Interviews mit unserem Cheftrainer Georg Böhmann. In dieser Ausgabe spricht der Coach offen über die kommenden Aufgaben, die der nächsten Jahre und über seine ganz persönliche Zukunft beim SV Reihen

 

 

Svreihen.de: Georg, die Euphorie im Verein ist in diesem Jahr auch bedingt durch die Neuzugänge riesig. Das letzte Mal, dass man auf derartigen Wolken schwebte, war vor der Saison 17/18. Damals wurde man dann aber in der ersten Runde durch ein peinliches 3-7 gegen Tiefenbach aus dem Pokal geworfen und verpatzte den Saisonstart komplett. Man hatte damals das Gefühl, die Mannschaft ist während der Vorbereitung etwas abgehoben. Wie versuchst du diesmal so eine Entwicklung zu verhindern?


Georg Böhmann: Dass die Euphorie mit unserem vorhandenen Kader und unseren Neuzugängen groß ist, ist ganz klar. Wir müssen unseren Jungs aber in der Vorbereitung bewusst machen, dass die anstehende Saison ganz schwer wird. Wir sind mit Sicherheit einer der Top-Gejagten Vereine der Liga. Es gibt gewisse Stellschrauben, wie man die Spieler ein wenig auf dem Boden behalten kann. Grundsätzlich liegt es aber an jedem selbst, wie er die Runde angeht und was er im Training und im Spiel umsetzt. Es kann nur funktionieren, wenn jeder alles rausholt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Wenn einige dabei sind, die abheben und sich nicht dem Mannschaftsgefüge anpassen, werden wir nicht erfolgreich sein. Stand jetzt, bin ich aber sehr optimistisch, dass unser Team funktioniert und die richtige Einstellung an den Tag legt.


Svreihen.de: Neckarbischofsheim kommt freiwillig aus der Landesliga zurück. Andere Vereine wie Kirchardt oder Waibstadt haben mächtig aufgerüstet. Natürlich ist Rohrbach/S auch wieder unter den Favoriten. Erwartet uns die stärkste Kreisliga seit vielen Jahren?


Georg Böhmann: Nach so einer langen Pause ist es kaum möglich die Mannschaften richtig einzuschätzen. Viele trainieren schon seit einigen Wochen, manche fangen erst jetzt wieder richtig an. Wir haben, seitdem es wieder möglich war, durchtrainiert, allerdings dabei den Spaß in den Vordergrund gestellt. Ich denke man muss tatsächlich 5-6 Spieltage abwarten, um zu sehen wie hoch das Niveau ist und mit wem man in der Liga rechnen kann. Wenn man die Neuzugänge sieht, ist Kirchardt sicher einer der Top-Favoriten, wobei man dort auch abwarten muss wie sich die Spieler in einem Team zusammenfügen oder eben nicht. Rohrbach/S hat wieder eine junge Mannschaft, die im letzten Jahr sehr hungrig war. Kaum einer hat ihnen die guten Ergebnisse der letzten Saison zugetraut. Allerdings musste dieses junge Team auch noch keine richtige Krise bewältigen. Es wird spannend, wie sich die Spieler dort in solch einer Phase verhalten. Je nachdem wann wir gegen sie spielen, würden wir ihnen natürlich gerne eine Niederlage beibringen. Danach werden wir dann sehen, wie stark sie wirklich sind.


Svreihen.de: Du hast in diesem Jahr nicht wenige Spieler im Team, die im Fußballkreis sehr gefragt und bekannt sind. Björn Hack ist mit seinen nunmehr 38 Jahren dein absoluter Routinier und hat in Reihen schon fast Legendenstatus. Was erwartest du von ihm in der kommenden Saison?


Georg Böhmann: Björn wurde in den vergangenen Jahren aufgrund seines Alters immer wieder von vielen Leuten abgeschrieben. Wer ihn aber kennt und beobachtet, der weiß, dass er sowohl im Training als auch im Spiel immer zu den Laufstärksten gehört. Sei es in der Offensive oder der Defensive, er stellt sich voll in den Dienst der Mannschaft. Er ist ein Fußballer mit großem Herz der in Reihen eine sportliche Heimat gefunden hat und dem es super bei uns gefällt. Ein absolut bodenständiger Typ der auch wichtig dafür ist, manch jungem Spieler den Weg aufzuzeigen. Ich bin sicher, dass Björn auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle in unserer Mannschaft spielt.


Svreihen.de: Was haben Marc Heller, Sascha Klein, Alex Besrukow, Chris Keil und Marlon Hermann gemeinsam?


Georg Böhmann: Sie werden alle im kommenden Jahr 30.


Svreihen.de: Sehr gut, du kennst deine Spieler. Diese Tatsache bringt uns zur nächsten Frage. Die genannten Kerle sind alle nicht mehr jung. Dazu hat Fabi Hack schon die 30 im Perso und Jan Kührt ist mit 35 auch eher im Herbst seiner Karriere. Gibt es in den nächsten Jahren wieder mal einen Generationswechsel und wie kann der aussehen?


Georg Böhmann: Wenn ich mir aktuell unseren Unterbau anschaue, wird ein Generationswechsel sicher schwierig. Wir bekommen nicht wie andere Vereine jedes Jahr ein paar Spieler aus der Jugend zu den Senioren. Ich denke aber 30 ist vor allem in der Kreisliga für einen Spieler noch kein hohes Alter. Wenn einer wirklich will, kann einer noch weit über 30 auf diesem Niveau spielen. Siehe eben Björn Hack. Wenn ich bspw. sehe, wie viel Lust Jan Kührt hat in Reihen noch etwas zu bewegen bin ich voll optimistisch. Wir haben auch junge Spieler im Kader, einige in den Mitt20gern und mit Jannis Weber sogar noch einen ganz jungen. Wichtig ist es eine gesunde Mischung beizubehalten. In der Zukunft werden wir aber keinen großen Umbruch vollziehen können.


Svreihen.de: Im Blickfeld der Ersten Mannschaft ist kein Spieler, der seine erste Saison für den SV Reihen spielt. Jeder deiner Jungs hatte dich schon mindestens ein Jahr als „Klassenlehrer“. Ist es ein Vorteil in diesem Jahr ausschließlich mit Spielern arbeiten zu können, die den Verein und dich schon kennen oder eher ein Nachteil, weil kein wirklich frisches Blut dazugekommen ist?


Georg Böhmann: Es ist punktuell schon wichtig komplett neue Spieler dazuzubekommen. In diesem Jahr ist es aber sicher kein Nachteil, dass ausschließlich Jungs dazugekommen sind, die schon bei uns waren und sich hier sehr wohlgefühlt haben. Man kennt sich und ich weiß, wie ich den Spieler anpacken muss. Ab und an müssen aber immer wieder komplett neue Fußballer zur Mannschaft stoßen. Es ist dann auch immer schön diese Spieler von unserem Verein und System begeistern zu können. Viele können tatsächlich nicht glauben, wie gut bei uns die Stimmung und der Zusammenhalt ist. Diese Rückmeldung an uns ist dann auch immer sehr wertvoll.


Svreihen.de: Mit Sascha Fuhr hast du in diesem Jahr einen neuen Co-Trainer. Wie ist sein Einflussbereich auf die Mannschaft und wie wird sich eure Zusammenarbeit gestalten?


Georg Böhmann: Die eigentliche Zusammenarbeit beginnt natürlich erst in den nächsten Wochen. Auf Grundlage unserer Gespräche und den ersten Erlebnissen bin ich aber sehr optimistisch, dass wir gut harmonieren werden. Er ist vom Typ her absolut passend für unser Team, das zeigt sich auch außerhalb vom Platz, was für uns enorm wichtig ist. Ich hatte in den vergangenen Jahren viele Co-Trainer, die hatten alle ihre eigene Auffassung von Fußball und wollten diese natürlich auch aufs Feld bringen. Beim SV Reihen ist aber alles außerhalb des Spielfelds mindestens genauso wichtig und ist die alles entscheidende Basis für ein gelingendes Miteinander. Die Rückmeldungen der Jungs was Sascha angeht sind absolut positiv. Trotz oder eben, weil er so ein kameradschaftlicher Typ ist, hat die Mannschaft auch den nötigen Respekt vor ihm, wenn er auf dem Feld eine Ansage macht. Sascha wird etwas neuen Wind reinbringen, die altbewährten Elemente werden sicher nicht wegfallen. Wir werden nicht alles anders machen, aber von den neuen Einflüssen bestimmt profitieren können.


Svreihen.de: Das letzte Kapitel unseres Gesprächs wird noch ein wenig persönlich. In 101 Jahren SV Reihen bist du mit großem Abstand der Trainer mit der längsten Amtszeit. Auch wenn´s uns wirklich vor diesem Tag schon graut, hast du ein Datum oder ein Ereignis im Hinterkopf, wann Schluss sein könnte?


Georg Böhmann: Nein. Ich denke immer von Saison zu Saison. Das Ganze macht mir immer noch großen Spaß und ebenso lange das so ist, werde ich auch weiter machen. Zusätzlich möchte ich die Mannschaft auch erst übergeben, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Nachfolger bereitsteht. Es ist unglaublich wichtig, dass ein solcher Wechsel dann auch von den Spielern mitgetragen wird und nicht die Hälfte der Mannschaft den Verein verlässt. Ich will das ganze einfach in guten Händen wissen. Es gab schon einige Phasen, in denen man dachte, es entwickelt sich ein Nachfolger, leider war das alles nicht sehr nachhaltig. Wir wollen einfach irgendwann die optimale Lösung finden und nicht der Mannschaft einfach jemanden Neuen vorsetzen. Durch mein Amt in der Vorstandschaft habe ich nochmal mehr Interesse daran, dass der Verein weiter gut funktioniert. Ich könnte mir vorstellen, dass es in den nächsten 1-2 Jahren zu einem Wechsel kommen könnte. Unter Umständen ist vielleicht Sascha Fuhr dann eine interessante Lösung. Das müssen wir aber alle abwarten. Schön wäre es natürlich auch, wenn sich jemand aus den eigenen Reihen hervortut. Wir haben genug Typen wie einen Marc Heller, einen Fabi Hack oder auch Alex Besrukow die sich in diese Richtung entwickeln könnten. Chris Keil ist vermutlich beruflich zu sehr eingespannt für ein solches Amt. Wenn es Menschen gibt, die den SV Reihen in unserem Stile weiterführen können, ist die Vorstellung zu sagen, „das wars“ nicht mehr allzu fern. Das wird dann sicher kein kompletter Abschied vom SV sein, aber sportlich wird es in den nächsten Jahren bestimmt einen Wechsel geben.


SvReihen.de: Zum Abschluss natürlich noch die obligatorische Frage nach dem gewünschten Abschneiden in der anstehenden Runde?


Georg Böhmann: Das gewünschte Abschneiden ist immer das beste was die Runde hergibt. Das bedeutet ganz oben und Pokalsieg!!!


Svreihen.de: Das ist doch mal eine Ansage für die kommende Spielzeit. Wir freuen uns sicherlich mindestens genauso darauf, dass der Ball wieder rollt, wie du und können es kaum erwarten deine aktuelle Mannschaft im Einsatz zu sehen. Lieber Georg, vielen dank für deine Zeit und das offene Gespräch, wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg und dass wir alle bald wieder im Prof. Karolus Stadion zusammen Heimsiege feiern können.

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