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Kassensturz

 

Hinsetzen, Bier aufmachen, Zigarette an und ganz in Ruhe resümieren! Während die professionelle Ballspielgesellschaft der Republik entweder in Katar eine fragwürdige WM spielt oder Urlaub auf den Malediven macht, dürfen die Amateure noch bis Anfang Dezember im Ligabetrieb weiter das Leder bewegen. Trotzdem ist es eben an der Zeit vor dem auch schon wieder letzten Vorrundenspiel meines Sport Vereins von 1920 eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

 

Dabei wurde mir bei der ganzen „Grantelei“ der vergangenen Wochen ein Satz immer deutlicher:

 

„Wir dürfen nicht vergessen, wo wir hergekommen sind“

 

Im Laufe der Jahre vergisst man viel zu oft, wo und wie die Reise begonnen hat. Darum sollte man sich das ab und an wieder ins Gedächtnis rufen, um wieder in einen reflektierten Kontext zu kommen – nur so, macht sich eine Bestandsaufnahme ehrlich.

 

Sportlich bedeutet das für den SV Reihen:  

 

Die Mannschaft um das Trainerteam Böhmann/Stumpf/Fuhr/Wörns belegt aktuell den 6ten Tabellenplatz der höchsten Spielklasse im Kreis Sinsheim. Nein, die Mannschaft hat diese Liga weder dominiert noch hat sie spielerisch immer überzeugt. Aber wie hoch sind unsere Erwartungen eigentlich? Seit 2013 ist dieses Team durchgehend in der Kreisliga oder höher vertreten. Anfang des Jahrtausends war der Verein beinahe tot – und jetzt? Es geht nicht immer darum sportlich das Maximale rausholen zu können. Mir persönlich waren die charakterstarken Spieler immer tausendfach lieber als die Zauberer. Die Grätsche war schon immer mehr Fußball als der Hackentrick.

 

Allein die vergangenen beiden Spiele wurden in der Nachspielzeit gewonnen. Wer selbst in seinem Leben in kurzen Hosen auf dem Rasen stand, der hat ne Ahnung davon, dass so etwas nicht einfach passiert.

 

5 Siege aus den vergangenen 6 Spielen, dazu das Remi gegen Tabellenführer Waibstadt egalisieren mittlerweile sogar den etwas durchschnittlichen Saisonstart. Also alles in Butter. Man hat sogar das Gefühl, es wurde rund um die Mannschaft eine Atmosphäre geschaffen, welche weit über das Karolus Stadion hinausstrahlt. Es ist ein Privileg in Reihen Fußballspielen zu dürfen – das ist nicht von Natur aus gegeben – das wurde in mühevoller zwischenmenschlicher und sportlicher Arbeit geschaffen und wird seit Jahren aufrecht gehalten. Ich prognostiziere für den Saisonverlauf einen weiter steigenden Trend. Charakter, Hingabe und Wille werden sich immer gegenüber Schönspielerei durchsetzen.

 

Für den Verein bedeutet das:

 

Der SV Reihen ist einer der bestgeführten Vereine, die ich kenne. Dafür muss man sich nicht mal die überragenden wirtschaftlichen Ergebnisse der vergangenen Jahre anschauen. Keine Experimente, keine Luftschlösser, sondern solide Vereinsarbeit – nachhaltig und krisenfest – jedes Amt mit Menschen besetzt, auf die man sich verlassen kann. Natürlich gibt’s auch mal Kritik, die gibt’s für mich und wenn mich was nervt, dann hau ich auch mal raus. Es steht aber außer Frage, dass der SV in der aktuellen Konstellation mehr als gut aufgestellt ist – das war im vergangenen Halbjahr der Fall und wird sich ohne Zweifel so schnell auch nicht verändern.

 

Für den K-B:

 

Ich kann und will es nicht leugnen, dass dieses Medium hier immer weiterwächst und ich mich darüber freue. Mittlerweile werden manche Artikel bis zu 500mal durchgeklickt, damit kann dieser Blog mit den Berichten einiger Profivereine mithalten. Mehr noch als über die Relevanz für meine Seite freue ich mich über die Aufmerksamkeit für den SV Reihen. Mir schreiben wöchentlich Menschen aus verschiedenen Bundesländern, welche sich für den Sportverein interessieren.

 

Diese ganze Geschichte funktioniert aber nur, weil ich unabhängig und unverblümt schreiben kann. Mir ist dabei bewusst, dass sich so mancher etliche mal schon auf die Zähne beißen musste. Aber wie der Fußball selbst ist auch der K-B manchmal ne Nummer drüber, manchmal zu laut und manchmal zu emotional. Geht nicht anders. Abschließend muss ich mich mal für Angebote zum Thema Werbung bedanken. Es ist eine tolle Wertschätzung für mich, dass man gerne mit dieser Seite partizipieren möchte.

Es gilt aber auf ewig der Grundsatz:

 

Unabhängigkeit ist mehr wert als Geld.

 

Und wenn ich die oben genannten Grundsätze weiterleben möchte, gibt es auf dieser Seite nur Werbung für einen - Den Fußball.

 

Auf dann, Freunde… Im Namen des Fußballs und immer auf Punktejagd mit dem SV Reihen. Mehr braucht es auch in einer sicher geilen Rückrunde nicht!!!!

    

 

 

Fehleranalyse

 

Der Fehler ist in unserer Gesellschaft ein durch und durch negativ besetzter Begriff. Das ist nicht überraschend. Jeder Mensch strebt Ziele an und die Fehler verhindern oder erschweren das Erreichen.

 

Um Missgeschicke zu korrigieren, denkt man Entscheidungen durch, man wägt ab und betreibt Risikomanagement. Das ist in einem Fußballspiel leider nicht so einfach, weil schlicht und ergreifend die Zeit dafür fehlt. So gut wie alle verfügbaren Optionen an Handlungen müssen schnell und instinktiv getroffen werden. Doch wie minimiert man Fehler beim Fußball bzw. wie schafft man es in den meisten Fällen die richtige Entscheidung zu treffen?

 

Der SV Reihen ist momentan ein gutes Beispiel. Weil, man ganz tief buddeln muss, um an den Kern der Sache zu kommen. Gerne sucht man erstmal an der Hardware. In diesem Fall kein Problem. Die Mannschaft ist für die Kreisliga in einem ordentlichen Fitnesszustand, die Trainingsbeteiligung ist ok, der Rasen war bisher immer grün und selbst die Trikots sind hübsch.  Das Miteinander und die Geschlossenheit scheinen – ohne ganz nah dran zu sein – eine erfolgreiche Spielgestaltung ebenfalls nicht zu verhindern.

 

Dennoch ist es an nunmehr 7 Spieltagen nicht gelungen eine Spielidee zu entwickeln und darüber hinaus überzeugende Leistungen abzurufen.

Das Schlimmste, was man bei Fehlern machen kann, ist die Suche nach dem Schuldigen. Im Sport eine überragende Möglichkeit sich selbst aus der Verantwortung zu stehlen. Torwartfehler! Dabei geht es weder um Schuld, oder Haftung, sondern es geht um Erkenntnis. Fehler sind Anlässe, Dinge besser zu machen. Aus A muss dann nicht zwangsläufig B folgen, sondern lediglich die Schlussfolgerung, dass A scheiße war.

 

Es ist allgemein bekannt, dass ich mich gerne geschichtlichen Anlässen bediene, um mir die Zukunft zu erklären. Gerade zu diesem Thema lohnt der Blick zurück. Die größten Baudenkmäler unserer Zeit, Dome, Kirchen, Schlösser wurden ohne Computersimulationen gebaut. Bedeutet, man war darauf angewiesen, dass Fehler passieren, um Erfahrungen zu gewinnen. Rein praktisch konnte es passieren, dass 100 Jahre lang eine Kathedrale gebaut wurde, welche dann in 5 Minuten einfach zusammenstürzte, weil die Grenzen der Statik erreicht wurden. Auf Grundlage dieses Wissens wurde danach wieder aufgebaut. Hoppla, naja Morgen geht’s weiter. Halten wir mal fest, ohne Fehler keine Entwicklung.

 

Trotzdem ist jeder bestrebt Dinge lieber richtig, anstatt falsch zu machen. Gerade wenn man erfolgreich Fußball spielen will, sollte ab und zu mal eine gewinnbringende Entscheidung dabei sein. Mannschaften wie der SV Reihen – bei denen nominell alles zu stimmen scheint – kommen oft ins Stottern, wenn die Aufgabe zu groß wirkt. Das ist seit Jahren ein erkennbares Problem. Für diese These spricht, dass fokussiert auf ein Spitzenspiel fast immer Topleistungen abgerufen werden konnten. Es war in solchen Situationen immer eine glasklare Aufgabe gestellt. Gewinne das Spiel gegen Rohrbach oder gegen Treschklingen. Der FCK hatte im vergangenen Jahr seinen Gamechanger der Saison im vermeintlich größten Unglück. Zwei Rote Karten gegen den Waldhof in der ersten Halbzeit. Aber plötzlich gab es nur noch eine Mission. Die Null halten. Kein Doppelpass, kein schönes Spiel. Grätschen, Ball wegnehmen, laufen, laufen, laufen.

 

Wenn man Sonntags am Sportplatz steht, scheint man zu spüren, dass weder Wille noch Laufbereitschaft oder Können fehlen. Man hat das Gefühl, es fehlt das "Wofür". Das müssen nicht immer die großen Ziele sein. Vor vielen Jahren hat Georg nach einer Niederlagenserie die kommenden 5 Spiele auf ein DIN-A4-Blatt geschrieben. Die Botschaft dazu: „Ich will, dass hinter jedem Spiel am Ende das Wort Sieg steht“ so profan das auch war, bei mir hat das gezogen, weil er in meinem verwirrten Kopf die zukünftige Aufgabe ganz einfach visualisiert hat. Das war verständlich. Keule raus, Uga Uga rufen und am Ende steht da SIEG.

 

Stand da Sieg, 5-mal.

 

Dieser Artikel ist um Gottes Willen nicht annähernd als Kritik zu verstehen. Ich beschäftige mich eben gerne mit den Hintergründen dieses Sports und freue mich, wenn mein SV gewinnt. Ich kann aber auch nicht gänzlich ohne schlaue Verbesserungsvorschläge. Wenn ich einen Wunsch frei hätte:

 

Weniger Worte, mehr Klarheit. Da reicht der Blick zum Mitspieler. „Der nächste Ball gehört uns“

Figli Della Stessa Rabbia

 

Wie es in dem Lied der sozialistischen Band Banda Bassotti heißt: Brüder des selben Zorns:

 

Die Hymne dazu !!!

 

Heute im BLOG – Italien / Serie A / Kindheitserinnerungen

 

Schon 2016 wurde Italien als liebstes Urlaubsziel der Deutschen abgelöst. Spanien hat sich diesen Platz gesichert. Auch im Fußball ist das Land, in dem die Zitronen blühen längst überholt – England und selbst Deutschland sind mittlerweile attraktivere Plätze in Europa, um gegen den Ball zu treten. Das war lange anders. Verbunden mit der eigenen Ferienzeit in der ewigen Stadt, gilt es zurückzuschauen in eine Zeit voller Dolce Vita, fanatischer Tifosis und deutscher Legionäre in bella Italia.

Lega Nazionale Professionisti Serie A. Allein schon der formelle Name dieser Spielklasse klingt, wie ein Evergreen von Eros Ramazotti – während Bundesliga eher den Sound einer Ufftata Blaskapelle hervorruft – ist die oberste Italienische Liga ein Sinnbild für viel mehr als nur Fußball. Zu eng geschnittene Anzüge, Sonnenbrillen, Espresso in dubiosen Gassen. Argentinische Halbgötter in blau gekleidet. 87 und 90 holte Diego mit dem SSC die Meisterschaft und unterbrach damit die Dominanz des Nordens. Der römische Kriegsgott MARS auf dem Trikot, viel mehr als nur Werbung für einen Schokoriegel.

Systematische Schiedsrichter-Absprachen Mitte der 00ler Jahre sorgten sogar für den Zwangsabstieg des Rekordmeisters Juventus Turin.

 

Lange vor dem El Clásico war das Duell della Capitale europaweit das Derby schlechthin. Nicht nur Lazio gegen AS – sondern auch immer wieder ein Gradmesser der Ultragruppierungen Irriducibili Lazio gegen die AS Roma Ultras. Die Ultras selbst haben in Italien ihre Wurzeln. Die Arbeiterbewegung spielte dabei eine zentrale Rolle. Stilmittel wie Fahnen, Trommeln, Megafone und Pyrotechnik fanden dadurch ihren Weg in die Stadien. Die Fossa die Leoni, die 1968 gegründeten Ultras des AC Mailand, schrieben sogar ein Manifest, welchem sich noch heute die meisten Gruppen verpflichtet fühlen. Wer sich in die damalige Zeit denken kann, der weiß warum in den 60ger Jahren Themen wie Eigenständigkeit, oder das autonome Auftreten gegenüber Polizei, Verbänden oder selbst dem eigenen Verein derart zentral waren. Bedeutet aber auch, wenn Heinz Müller zum Kreisliga B Aufstiegsspiel die große Trommel schwingt, geht das ursprünglich auf diese Zeit zurück. Das dürfen sich die hohen Herren gerne mal bewusst machen, wenn am Stammtisch wieder Rundumschläge gegen Fankultur ausgeteilt werden.

 

 

Niemals war ein Deutscher WM-Titel so stark mit einem Gastgeberland verbunden. 7 Weltmeister 1990 spielten in dieser Zeit in Italien. Thomas Berthold und Rudi Völler beim AS Rom, Karl-Heinz Riedle bei Lazio. Andreas Brehme, Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann bei Inter Mailand und Thomas Häßler bei Juventus Turin. Später folgte ihm noch Andy Möller und den jungen Effenberg zog es nach Florenz. Es verrät etwas über die damaligen Umstände und die Qualität dieser Liga in den späten 80ger und 90ger Jahren. Überdies die Zeit, in der ein großer Teil der Leserschafft dieses Blogs im Fußball sozialisiert wurde.

Es war die beste Liga der Welt.

 

Am Leben gehalten mit Fantastilliarden, die niemand hatte und bestenfalls aus halbseidenen Geschäften generiert wurden.

 

Wir trugen Trikots aus der Tschechei mit Maldini, Vieri oder Del Piero auf dem Rücken. Wir blieben bis in die Puppen wach, um auf DSF Laola zu schauen. Juve war Dauergast im Champions League Finale und Ricken lupfte alle Träume zunichte. Oder kann sich noch jemand an das „Il Divin Codino“ erinnern, das göttliche Zöpfchen, Roberto Baggio? Was habe ich mit ihm gelitten. Wer kann schon von sich behaupten den entscheidenden Strafstoß bei einem Elfmeterschießen in einem WM-Finale verkackt zu haben?  

Als sich in England noch wöchentlich die Spieler gegenseitig über die Bande traten, war es in Italien das schöne, das kultivierte, das bessere Spiel. Wie in der Antike, als Rom das Licht in einer barbarischen Welt darstellte, war das fußballerische Italien meiner Kindheit das Maß aller Dinge.

 

Das Ganze hatte seit jeher einen Touch von Maffia und es hat niemanden gewundert, dass die größten Wettskandale und Verschiebungen der Geschichte im Stiefel passierten – es gab sich aber auch kaum jemand Mühe das ganze Seriös wirken zu lassen und somit war es fast schon wieder charmant.

 

Man spürt diesen Geist selbst heute noch auf dem Campingplatz in Rom. In jeder Datsche hängt der Wimpel des eigenen Vereins. Es ist laut, es wird geraucht, viel zu kleine Menschen mit viel zu großen Sonnenbrillen trinken viel zu starken Espresso. Die Leidenschaft, die Aggressivität verbunden mit fast schon einer melancholischen Herzlichkeit.

 

Sportlich ist die Serie A längst abgehängt. Seit dem Millennium gab es lediglich 3 italienische Sieger in der Königsklasse. Der letzte Erfolg ist über 10 Jahre her. Kein anderes Fußballland wurde durch das Bossman-Urteil derart gebeutelt. Wie das Kolosseum spiegeln die Stadien nur noch den Glanz vergangener Zeiten. Das Herz und das Verständnis dieses Landes und seinem rollenden Ball, bezeugt jedoch am besten der kleine Argentinier mit dem Namen Maradona und eine Anekdote aus seiner Zeit bei Neapel. Als er zu etwas späterer Stunde von seinem Trainer angerufen wurde, nahm Diego dies als ein Affront gegen ihn und ließ verlauten: „Wie kann er mich so spät anrufen, was glaubt er wer er ist? Hält er sich für Maradona?“

Und jetzt alle recht freundlich!!!!

 

Es sind regelrechte Zeitzeugnisse. Memoiren die Rückschlüsse geben auf jeweilige Mode und aktuelle Haartrends inklusive Gesichtsschmuck. Im Erfolgsfall finden sie den Weg in Clubhäuser und werden noch Jahrzehnte später von nachfolgenden Generationen bewundert. Egal ob Bundesliga oder Kreisklasse – das Mannschaftsfoto ist der Stempel einer Saison. Und weil die Bilder immer am Beginn der Runde gemacht werden, auch gleichzeitig eine Art Startschuss in eine neue Zeit.

 

Wenn sich am Mittwoch erneut der SV Reihen zum Posieren in seine Jerseys wirft schwingt jedes Mal aufs Neue eine Art Erster Schultag-Gefühl mit. Vorfreude, Spannung – der Zauber des Anfangs. Keiner weiß wohin das nächste Bild wandert - in den SV Reihen Trophäenschrank oder doch nur im Kleinformat in eine Schublade.

 

Mit der Veröffentlichung des neuen Mannschaftsbilds am Donnerstag, 14.07. exklusiv im K-B, beginnt die Ouvertüre ins Spieljahr 22/23. Um die Wartezeit bis dahin noch ein wenig erträglicher zu machen, präsentieren wir heute schon die 5 besten Mannschaftsbilder des SV Reihen:

Die Mutter aller Bilder. Das erste Mannschaftsfoto des SV Reihen aus dem Jahr 1920 ist nicht weniger als ein Statement. Eine fotografische Kriegserklärung. Oberlippenbart und Seitenscheitel in Kombination mit verschränkten Armen ließen schon damals die Gegner allein beim Anblick dieses Bilds erzittern. Man muss dazu sagen, dass es zur damaligen Zeit verpönt war auf Bildern zu lächeln. Der Herr in der Mitte der Fotografie im schwarzen Zwirn war demnach nicht einfach furchtbar schlecht gelaunt oder unfassbar wütend – sondern einfach nur höflich gut erzogen.

Auch Jugendmannschaften kommen in den Genuss der bildlichen Zeitdokumentation. Man achte auf den schon damals größten Racker der Mannschaft. Georg Böhmann 1982 – damals noch als Spielertrainer.

Dieses Bild hat es aufgrund eines historischen Hintergrunds in die Top 5 geschafft. Es ist das erste Mannschaftsfoto des stolzen Traditionsvereins, das ein Team in der B-Klasse und damit der untersten verfügbaren Liga zeigt. 82 Jahre lang konnte dieses Szenario erfolgreich abgewendet werden, bis es im Frühling 2002 zum Tiefpunkt der sportlichen Vereinsgeschichte kam. Der guten Laune tat dies aber sichtlich keinen Abbruch - sonnenscheinartig strahlen Spieler und Verantwortliche der Zukunft entgegen. Sie hatten wohl so eine Ahnung.

Alles war auf einen Pokalsieg ausgelegt. Selbst der Haarschnitt von Timo Magg trug den Namen „Killer“. Im Millenniumsjahr 2000 zeugt dieses Bild vom Pokalsieg über den haushohen Favoriten Hoffenheim II. Warum auf diesem Foto keiner einen Flecken Gras oder Schmutz auf seinem Trikot hat? Es wurde in weiser Vorrausicht vor dem Finale aufgenommen und hat erst im Nachhinein seine verdiente hohe Relevanz erhalten.

Es ist eigentlich weniger ein Mannschaftsfoto, sondern eher ein völlig überladenes Wimmelbild. Immer wieder findet man neue spannende Details. Heidruns Barbierstüble hatte damals Dauerwelle im Angebot und fand beim SV Reihen zahlreiche Abnehmer, unter anderem den heutigen Torwarttrainer. Bei allem Spaß über den Zeitgeist war das aber eine unfassbar gute Mannschaft die Trainer Willi Scherz damals zusammen hatte. Optisch und fußballerisch, völlig zurecht in dieser Rangliste vertreten und der Schrecken der Bezirksliga Sinsheim.

 

 

Next Picture Coming soon… Donnerstag !!!!

Premiere

 

Sky, DAZN, Eurosport, Amazon Prime – ich bin schon lange raus. Wer heutzutage Bundesliga schauen möchte, der benötigt neben dem nötigen Kleingeld die Leidenschaft sich einen Durchblick drauf zu schaffen, wann und wo das nächste Spiel übertragen wird.

 

Die Zeit ist schnell geworden und auch das Riesenrad Fußball dreht sich in einer immensen Geschwindigkeit.

 

Nun gehöre ich schon noch einer Generation an, welche gelernt hat, dass Fußball durchaus Entertainment ist.

Meine ersten Erlebnisse, was den Ball im TV angeht, waren vor allem eines: sehr bunt – und unverwechselbar mit dem TV-Sender Premiere verbunden – welcher am 2.März 1991 mit dem Spiel Frankfurt gegen Kaiserslautern an den Start ging. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Eintracht die Partie mit 4-3 gewann.

 

Ebenso außergewöhnlich wie ein Sieg gegen meine damaligen Roten Teufel war jedoch die revolutionäre Aufmachung und das Designe dieser Fußballübertragung. Bunte Krawatten, kurze oftmals satirische Einspieler, keine nüchternen Analysen, sondern leidenschaftlich und emotionsaufgeladene Vorberichte.

Das damalige Startup Premiere hatte seinen Markenkern gefunden: Das TOP Spiel der Woche. Ja liebe Post-Millennials, es gab eine Zeit, da wurde an einem Wochenende lediglich eine Fußballpartie live übertragen. Keine minütlich wechselnden Highlights zwischen Hamburg und München. Wenn das Spiel am Samstag Bayern gegen Leverkusen war und die Batzis ein nüchternes 1-0 runter spulten, dann war das eben die Story in dieser Woche.

 

Wer kein Bock hatte ständig im Videotext nach dem Zwischenstand seines Vereins zu schauen – an 34 Spieltagen kickten natürlich überproportional oft die Lederhosen – der konnte sich auf den Live Ticker verlassen. Wenn in einem anderen Stadion ein Tor viel, erschien zuerst ein kleiner gelber Balken am unteren Bildrand. Langsam flogen von der rechten Seite die Buchstaben ein. TOR in KAISERSLAUTERN – zu diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht für welchen Verein. 1.FCK – BAYER UERDINGEN  0-1 TORSCHÜTZE GUNTER BITTENGEL. In dem Fall natürlich scheiße für mich aber die Spannung war überragend und der Initialschrei durchs Wohnzimmer von Oma und Opa, wenn tatsächlich mal der FCK ne Kiste machte, war durch die ganze Straße zu hören.

Es war eine schöne Zeit, weil sie neu und revolutionär war aber trotzdem die Menschen mitgenommen hat. Wenn ich heute Fußball im Fernsehen anschauen fühle ich mich wie auf einem Taktikseminar. Ich will nicht, dass Erik Mayer mir die abknickende 6 oder den Einsatz von Schienenspielern erklärt. Wo ist die Leichtigkeit geblieben und das Ungezwungene?

Ich kann nicht leugnen, dass Premiere mit seinem damaligen Sportchef Reinhold Beckmann viel zu dem beigetragen hat, wie ich diesen Sport heute noch sehe. Leidenschaftlich, hoch emotionalisiert, aber unkompliziert. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, sehe ich immer noch den legendären Decoder mit dem weißen Schlüssel. Diesen musste man einstecken – erst dann konnte man mittendrin sein im TV-Erlebnis der 90ger. Die ersten Sekunden war die Übertragung immer „unverschlüsselt“ – bis dann das Bild verpixelte und lediglich die Tonspur zu vernehmen war. Klar, wollten die Schluris auch damals schon ganz subtil Kundschaft anlocken – Premiere konnte mit seinem Produkt jedoch niemals Gewinne erzielen und ging später im heutigen Format Sky auf.

 

Der Mehrwert dieser Zeit sitzt aber noch in Millionen Fan-Herzen. Als prägend kann man es bezeichnen. Das war das Wohnzimmer meiner Großeltern. Grün überzogene Polstermöbel. Samstagmittag Kaffee und Hefezopf und eben das TOP Spiel der Woche auf einem Röhrenfernseher.  Ich höre noch Fritz von Thurn und Taxis mit seinem nüchternen „Donnerwetter“ wenn Mario Basler mal wieder einen Freistoß in den Winkel genagelt hatte. Das waren etliche Diskussionen zwischen den dazugehörigen Sympathien am Holztisch. Bayern – Schalke und eben mein FCK. Beim Abstieg 96 habe ich als 10-Jähriger vor diesem Fernseher geweint, da hat mich mein Opa in den Arm genommen und das Lied von Ernst Neger Heile, heile Gänsje gesungen. Die Message war klar:  Es ist bald wieder gut.  

Im Fußball geht es nicht um Leben und Tod…

 

Die Sache ist viel ernster. William Shankly hat das gesagt, als er Trainer vom FC Liverpool war. Das Schöne daran – für den alten Bill war das keine Floskel. Der gebürtige Schotte sah den Fußball als Spiegelbild des Lebens mit allen seinen dazugehörigen Facetten, seinen Dramen, den Niederlagen und den Erfolgen. Dieser Sport ist viel mehr als ein reiner Freizeitwert, es ist Miteinander und Gegeneinander, beleidigt sein und verzeihen, kommen und gehen – eben das Leben und das dazugehörige soziale Schach. Und bricht man das Ganze auf das kleinste runter, ist Fußball eben auch eine kleine Gruppe minderjähriger Familienmitglieder, die ihrem Vater auf den Sack gehen, weil sie sich fragen, warum er nicht mehr das tut was er doch so gerne gemacht hat – über Fußball schreiben. Und warum er nicht mehr an einen seiner Lieblingsplätze geht.

 

Selbst für mich Fußballromantiker ist es kaum zu glauben, wie viele Genossen sich auf dieser kleinen Plattform wöchentlich verweilt haben. Und wie viele sich persönlich gemeldet haben und es bedauern, dass der Laden hier geschlossen hat. Selbst Menschen die nichts mit dem SV zu tun haben. Es geht im Leben oft um Wertschätzung. Das war eine.

 

Ich bin keiner der Dinge schnell aufgibt. Ich bin seit 30 Jahren FCK-Fan, seit 17 Jahren beim selben Arbeitgeber und seit 10 Jahren verheiratet (Reihenfolge unterliegt keiner Priorisierung). Ich wohne seit 36 Jahren in Reihen, habe dort bei den Senioren über 10 Jahre gekickt, danach die alten Herren gegründet und Jugendmannschaften trainiert – geholfen wie und wo ich konnte. Ich habe 10-mal die Winterfeier moderiert und etliche Artikel in der Stadionzeitung veröffentlicht. Viele Sonntage den Stadionsprecher vertreten und in und an Bierständen gestanden. Ich habe diese Seite eigenständig aufgebaut und über 6 Jahre Buchstaben in den Laptop und das Handy gehauen. Sehr gerne sogar. Bei allem war mir nie das Lob oder das Schulterklopfen das Wichtigste, sondern die Gewissheit etwas zum Großen Ganzen beitragen zu können. So viele Menschen haben ähnliche oder noch bemerkenswertere Vereinskarrieren in Reihen vorzuweisen. Aber das ist meine und ich finde das ist ein guter Beitrag bis hier her gewesen. Blumensträuße brauch ich nicht. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass jemand verschmäht wird, wenn er mal weniger macht – oder auch mal nichts mehr. Vielleicht war es mir aber doch wichtig es einfach mal zu erwähnen.

 

 

Das wichtigste war mir immer frei sein zu dürfen. Nur wer frei ist kann etwas gestalten. Wer immer zurück zieht und jedem Konflikt aus dem Weg geht, wer nur versucht unter dem Radar zu fliegen der hat vermutlich ein ruhiges Leben und wird von jedem gemocht – am Ende des Tages vielleicht aber auch von keinem. Wer alles akzeptiert und runterschluckt, sich alles gefallen lässt und nur hinter der Deckung agiert, der lebt nicht. Das ist nicht meine Art weder beim Fußball spielen noch beim Fußball berichten und auch nicht im Leben. Tausche 10-mal Philipp Lahm gegen einen Wolfram „Wutti“ Wuttke – Gott hab ihn selig.

Bevor nun auch der Letzte keinen Plan mehr hat um was es hier geht. Nur wer viel macht kann Fehler machen. Was aber passiert, wenn man wie ein Gestörter auf seinem Standpunkt beharrt sieht man gerade im Weltgeschehen mehr als deutlich – und im Kleinen fängt es oft an. Jeder darf mal danebenhauen, alle anderen und ich auch.

 

Grundsätzlich wäre es wunderbar, wenn man bei der Ausübung meines Hobbys ein wenig gnädig mit mir ist – wohlwissend, dass auch ich meinen Beitrag leisten muss und sensibel und reflektiert versuche zu schreiben. Trotzdem kann ich eben nur so schreiben wie ich auch den Fußball verstehe. Geradeaus, romantisch und mit Herzblut.

 

There we go - ich stelle den Inhalt dieser Seite wieder online. In welcher Intensität ich weiteren Content reinhacken kann weiß nur der Fußballgott. Das ist aber auch nicht so wichtig. Die Welt hat größere

Probleme als den kuckucks-blog. Wenn aber keiner mehr miteinander reden will kommunizieren Menschen immer noch in zwei Sprachen auf dieser Erde: Musik und Fußball.  

 

Hier war es jetzt jedenfalls lang genug still. 

 

Halten wir uns einfach vor Augen – im Fußball geht es nicht um Leben und Tod.

 

Es geht um? Ganz genau!

Generation Sensitive

 

Wo früher Büchsenwurst gegessen wurde, Wolfgang Petry aus den Boxen donnerte und mit Sprüchen wie „Bist du fett geworden!“ Kreisliga-Legenden sich geadelt fühlten, da gibt’s heute Tofu Würstchen, Apache und nach jedem bösen Blick einen Stuhlkreis mit anschließender Gesprächsrunde. Das ist polemisch – aber – ein bisschen verändert hat sich die Welt schon. Und mit der Welt auch der Fußball und letztendlich die Menschen die ihn betreiben.

 

Verein ist bestenfalls immer ein generationsübergreifendes Projekt. Da steht der 80-jährige Opa und schaut seinem Enkel beim Bambini-Kick zu. Sportliche Helden vergangener Tage schwärmen von alten Zeiten und verfluchen die heutigen Spieler, nur um dann im nächsten Moment bei einem Tor der eigenen Mannschaft vor Freude fast die Bandenwerbung aus den Fugen zu klopfen.

 

Trotz dieser wunderbar verbindenden Magie, welche der Fußball und seine Clubs immer hat und haben wird, gibt es genug Konfliktpotential und jede Menge Fettnäpfchen.

 

Der Ton war früher rauer – das ist Fakt. Die schlechte Nachricht, das war nicht unbedingt besser. Die heutige Generation ist viel Selbstbewusster gegenüber Autoritäten und beißt sich schon lange nicht mehr auf die Zähne gegenüber Trainern oder Verantwortlichen. Wer diesen Wandel nicht verstanden hat, der wird im modernen Umgang mit jungen Menschen scheitern. Übrigens nicht nur beim Sport.

Das Gute an der Geschichte, die Jungs sind nicht weniger begeisterungsfähig und für ein Ziel zu gewinnen als noch vor 50 Jahren. Allerdings erreicht man das heute nicht mehr mit Militärischen-Drill, sondern mit ehrlichem Respekt und Partizipation. Georg Böhmann ist hier aus erster Hand ein Trainer welcher diesen Wandel früh erkannt, viel gelernt und aktiv gestaltet hat. Klar muss er, welcher ganz klar der oben beschriebenen „Generation Büchsenwurst“ entstammt, nicht selten mit den Augen rollen, wenn er manches Verhalten seiner Spieler wahrnimmt. Am Ende der Partie steht aber immer der „Team-Gedanke“ im Vordergrund. Nicht weil man alles vom anderen versteht – aber, weil man sich gegenseitig respektiert. Das ist ein Vorbild.

Da ist es dann auch nicht schlimm wenn dieser Konflikt einfach mal geführt wird. Spannungsfelder sind oft gewinnbringend – wenn man bereit ist sie auszuhalten. Das muss jeder lernen auch wenn es manchmal ein bisschen nervt.

 

Auch dieser BLOG hier schießt manchmal übers Ziel hinaus. Grenzwertig, eine Nummer drüber, nicht mehr witzig!!! Horst Schütz kann ein Lied davon singen, oder so mancher Spieler. Ganz selten auch die Eigenen. An Kritik wird oft nicht gespart, an Lob auch nicht, aber – keine Frage – Kritik ist irgendwie immer persönlich und wenn sie aus den eigenen Linien kommt noch viel mehr, weil man nicht mal ansatzweiße böse Absichten diesbezüglich verfolgt. Ganz im Gegenteil. Ich kann das aber nicht anders lösen – weil ich bin wie ich bin und genauso schreibe.

Voila: Spannungsfeld!!!   

 

Die Frage ist: Hinschmeißen? Rückzug? Unverständnis? Nope… Die Antwort ist: Das „Böhmännsche-Prinzip“ Die alten Zeiten lieben, ab und zu mit den Augen rollen und die neuen Zeiten gestalten.

 

Wenn jetzt noch die nachfolgenden Generationen das „lieben“ der alten Zeiten mindestens durch „Respektieren“ ersetzten und ebenfalls bereit sind manche Konflikte auszuhalten, dann haben wir ein vielleicht.

 

Vielleicht frisst dann der komische Apache auf seinem Roller auch mal wieder eine Büchsenwurst und hört dazu Wolfgang Petry. Fett geworden ist der nicht, aber das Haupthaar ist ihm ausgefallen. Er möge mir diese Beobachtung verzeihen. Und um es mit seinen Worten zu sagen, gilt für mich weiterhin: „Ganz oder gar nicht“

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