Dreizehn Jahre SV Reihen, zwei Titel - Aufstiege, unzählige Spiele: Björn Hack verabschiedet sich vom aktiven Fußball. Nicht mit großen Worten, sondern mit einem großen Finale.
Vielleicht erklärt man Fußballerkarrieren am besten an ihren Tiefpunkten. An diesen Tagen, an denen der Ball eben nicht wie von selbst ins Tor fliegt, die Fans schweigen und die Rentner nach dem Spiel lieber direkt nach Hause gehen. Vielleicht sind es genau diese Momente, die zeigen, wer wir wirklich sind.
Björn Hack hatte in über 20 Jahren Seniorenfußball strahlende Momente. Aber was ist das alles wert gegen jenen grauen Wintertag im Januar 2019? Über 60 Minuten lief sich die Vereinslegende bei Minustemperaturen und Dauerregen warm – nur um dann nicht aufs Feld zu kommen. Einer dieser Augenblicke, an denen man sich fragt, ob man sich das mit Ende 30 wirklich noch antun muss.
Vielleicht hat Björn Hack die Antwort erst am 28. Mai 2025 bekommen – als er im Finale den Kreispokal in den Nachthimmel reckte. Als Startelfspieler. Als Stabilisator. Als der ruhende Pol in einem emotionalen Spiel.
Ein krönender Abschluss einer Laufbahn im Fußballkreis.
"Fritz-Walter Hack als Trainer"
Seine Fußball Geschichte beginnt 1988 in Grombach. Und was kann schon aus einem Jungen werden, dessen erster Trainer Fritz Walter heißt? Fritz Walter Hack, genauer gesagt, sein Vater – benannt nach einem der größten Fußballer aller Zeiten.
Ob Zufall oder nicht: Die Werte des Namensgebers – Bescheidenheit, Kameradschaft, aber auch Ehrgeiz und Wille – trug Björn weiter wie einst der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft.
Über verschiedene Spielgemeinschaften ging es durch die Jugendzeit, Kreisauswahl inklusive. Schon früh war klar: Da wächst ein Talent heran. Doch Grombach ließ er nie hinter sich. Zu groß war die Heimatverbundenheit. Jahr für Jahr kämpfte er mit dem SV G um den Aufstieg aus der untersten Spielklasse. Seine Tore waren ein Garant für die oberen Tabellenregionen – aber der große Coup blieb aus.
Wahrscheinlich hätte er den Wechsel nie gewagt, wenn nicht sein acht Jahre jüngerer Bruder Fabi irgendwann die Reißleine gezogen hätte. Es war Zeit zusammen neue Ziele anzustreben.
Als Tabellenletzter in der B-Klasse konnte selbst Björn sich dafür erwärmen, einen Tapetenwechsel zu wagen. Angebote gab es viele – Hack war längst kein Geheimtipp mehr. Zusammen mit seinem Bruder ein echter Grombacher Exportschlager.
So mancher Kreisligist hätte sich das gemischte Hack gerne einverleibt.
Die Wahl fiel nüchtern – und gleichzeitig goldrichtig – auf den SV Reihen.
Ein aufstrebender A-Ligist mit Aufbruchsstimmung, Gier nach Erfolg, familiärem Zusammenhalt. Nicht das große Geld, sondern das große Glück zog ihn an.
"Meistens einen Schritt schneller als sein Gegenspieler"
30 Jahre musste Hack werden, um endlich seine fußballerische Ernte einzufahren. Aufstieg im ersten Jahr. 16 Tore führten den SV in die Relegation – sein 17. machte den Aufstieg perfekt.
Ganz in Hack-Manier: 30 bis 40 Meter Vollgas, Gegenspieler stehen lassen, eiskalt vollstrecken. Es gab nur wenige Spieler im Fußballkreis mit dieser Mischung aus Speed, Ruhe und Killerinstinkt.
Und doch: Der große Showman war er nie. Keine Jubelsaltos, keine Diver vor dem Fanblock.
Björn Hack freute sich nach innen – aber mit jeder Faser.
Und wehe, es lief mal nicht: Dann konnte er verbissen und fordernd sein. Im besten Sinne.
Ab 2013: Oberhaus. Zum ersten Mal Kreisliga.
Auch er musste selbst im reifen Fußballeralter noch Lehrgeld zahlen – passte sich aber schnell an und war bald: Leistungsträger, Identifikationsfigur, Führungsspieler. Die überraschende Meisterschaft 2015 trug auch seinen Namen und war der Höhepunkt der Karriere.
Nach dem Landesliga-Abenteuer zog es ihn zurück nach Grombach. Die alte Heimat rief – aber konnte ihm nicht mehr geben, was sie einst bedeutete.
Denn Heimat ist eben nicht nur da, wo man herkommt. Heimat ist auch dort, wo das Herz sich zuhause fühlt. Und das war längst der SV Reihen.
Er kehrte zurück – und mit ihm verschob sich seine Position. Jahr für Jahr rückte er weiter zurück, bis er zum zweikampfstarken, physisch stabilen Außenverteidiger wurde.
Einer, der für den Fußball lebte. Immer fit, immer bereit.
Lange Nächte im Clubhaus hatten andere. Hack war nicht der Erste, der ging – aber auch nie der Letzte. Auf dem Platz jedoch: immer einer der Ersten.
Die Zeiten wurden schwerer.
Und so entstand das Sinnbild einer alternden, aber niemals müden Vereinslegende. Wer ihn damals abschrieb, kannte ihn nicht. Aufgeben war nie eine Option für ihn.
Da waren einfach noch zu viele Spiele, die gespielt werden mussten.
Und allem voran: eine gemeinsame Saison mit seinen beiden Stiefsöhnen Luca und Silas.
Dass ausgerechnet dieses Jahr seine letzte Saison wurde – gekrönt mit dem Pokalsieg – ist vielleicht kein Zufall. Sondern die logische Konsequenz von einem, der immer geblieben ist, wo andere längst gegangen wären.
Einer, der durch die Niederungen der B-Klasse marschierte, sich über jede Niederlage ärgerte und mit Spielern zusammenspielte, die oft nicht annähernd so gut waren wie er.
Einer, der sich nie zu schade war, nochmal anzufangen – und sich am Ende mit Meisterschaft, Aufstieg und Pokal belohnte.
Ein Spieler, der nicht nur Sprints kannte, sondern die langen Wege ging.
Die Geschwindigkeit holte er sich auf den letzten Metern – und seine Gegenspieler klatschten Applaus.
Karriereende? Nicht mit Hack.
Dass seine Karriere eigentlich gar kein Ende hatte, zeigte sich spätestens am letzten Spieltag: Als er unter stehenden Ovationen und Spalier durch den Ausgang des Zuzenhausener Platzes schritt, gab er unmittelbar den Auftrag, ihn in die AH-Gruppe aufzunehmen.
Nicht mal drei Minuten konnte er abwarten, bis er weiterplante, wie man den Ball am besten bewegt.
Denkt man an das vergangene Jahrzehnt beim SV Reihen,
dann denkt man unweigerlich an Björn Hack.
Weder der Regen von Rappenau, noch der Pokalfinalregen konnte ihm etwas anhaben.
Und ebenso wie seine Gegenspieler hätte man ihn manchmal gerne eingefangen –
aber er war einfach zu schnell dafür.