Einfach Wuchter….
Timo Maag ist einer der größten SV-Spieler aller Zeiten und ein Vorbild in diesem Sport. Fußballerisch aber nicht zuletzt menschlich – Willkommen in der Hall of Fame des Sportvereins. Einfach Wuchter, sein Portrait.
Wo genau der sportliche Stern von Timo Maag aufging lässt sich schwer beschreiben. Vermutlich sah schon seine Oma beim Ballspielen im Garten, dass der Junge etwas besser mit dem Leder umgehen konnte als andere. Das erste Tor war die Schaukel. „Es macht keinen Unterschied, ob man in der B-Klasse oder in der Oberliga ein Tor erzielt, das Gefühl ist immer gleich.“ erzählt Maag. Vielleicht liegt genau in diesem Satz der Kern dieser außergewöhnlichen Sportkarriere. Die Liebe zum Spiel übersteigt den Willen zum Erfolg. Weil das eine so groß war, kam das andere aber zwangsläufig.
Der erste Trainer war Vater Bernd, selbst tief verwurzelt im Sportverein und wohl nicht unschuldig daran, dem Sohn die Schwarz-Weiße Liebe mit auf den Weg gegeben zu haben. Die fußballerische Ausbildung übernahmen später Willi Unser und Bernhard Kreth in der Spielgemeinschaft, welche einer Kreisauswahl gleichkam. Beheimatet in Reihen und später in Sinsheim waren Michael Zepek, Marko Unser oder René Redlich Mitstreiter in der A-Jugend Verbandsliga.
In den letzten beiden Jugendjahren war er ein Garant dafür, dass der SV Reihen in der damaligen Bezirksliga blieb. An vielen Sonntagen konnte der wankende Heimatverein nur durch Mithilfe seiner Youngstars über Wasser gehalten werden. Dieses Engagement erreichte im Kreispokalfinale 2000 seinen vorläufigen Höhepunkt, als er drei Tore zum völlig überraschenden Sieg gegen Hoffenheim II beisteuerte. „Matchwinner und Juwel“ titelte die RNZ damals – sie überzogen keineswegs.
Maag mit dem glückstrahlenden SV Vorstand Rolf Klein nach dem Pokalsieg
Hart aber Herzlich
So könnte man den SV Sinsheim zur Jahrtausendwende unter dem Ruder von Gerd Doll beschreiben. Der Entschluss, seine ersten Schritte im Seniorenbereich in der Verbandsliga zu machen waren eine Bauchentscheidung und im Nachhinein wertvoll und passend. Im Alpha-Rüden Zwinger dieser damaligen rauen Sinsheimer Fußball Welt mangelte es nicht an Typen. Diese Mannschaft war vor allem eines, sie war authentisch. Mit Leistung, Engagement und den nötigen Nehmerqualitäten verdiente sich Maag schnell den Respekt von seinen Mitspielern und kickte sich auch ein Stück weit ins Herz des Trainers, der seinem Stürmer Vertrauen schenkte und auf ihn setzte. „Sinsheim war mit meine schönste Zeit und Gerd Doll wohl der Trainer, welchem ich am meisten zu verdanken habe.“ Ein Bekenntnis zum damaligen Abschnitt. Dass sein Spielführer ein gewisser Georg Böhmann war, ist ebenso eine schöne Randnotiz wie die Errungenschaft seines entstandenen Spitznamens „Wuchter“, welchen noch heute ziemlich jeder Fußballer im Kreis Sinsheim kennt. Das Patent dieser Geschichte besitzt Stefan Wally. „Das Erste, was ich gerne tun würde, ist deine krummen Beine auswuchten“ hat der Mitspieler unter der Dusche verlauten lassen. Voila, Timo Maag wurde in diesem Moment als „Wuchter“ wiedergeboren.
Eine Mannschaft voller Typen. Der SV Sinsheim kurz nach der Jahrtausendwende
Die Versprechen eines Bundestrainers
Der nächste Schritt ging 2002 zur TSG Hoffenheim. Roland Dickgießer und ein heutiger Bundestrainer legten sich mächtig ins Zeug, um das Talent zu verpflichten. Nominell für die Reserve in der Verbandsliga, mit klarer Perspektive für die erste Mannschaft. So schön die Zeit in Hoffenheim war und so viel er der TSG auch zu verdanken hat, diesen Deal erfüllten die Herren nicht. Lediglich eine Trainingseinheit als Lückenfüller wurde ihm gestattet. Nun war die TSG Hoffenheim II damals jedoch fast die interessantere Mannschaft rund um den aufstrebenden Verein. Durchweg Talente und Typen aus der Region spielten sich über die Relegation bis in die Oberliga. Man könnte mal den noch heutigen Trainer der Zweitliga Mannschaft aus Heidenheim -Frank Schmidt – fragen, ob ihm die Namen Maag und Duric noch geläufig sind. Jedenfalls köpfte Wuchter nach 5 Minuten zur Führung ein. Am Ende dieser Saison stand der Aufstieg in die damals 4 höchste Spielklasse. In dieser aufregenden Zeit war er Stammspieler auf der rechten Außenbahn. Ein Highlight sicherlich das Spiel gegen den Waldhof, dem man im heimischen Dietmar-Hopp-Stadion vor über 4000 Zuschauern immerhin ein Unentschieden abtrotze. Seine Leistungen waren auf hohes Niveau konstant und so wurde der traditionsreiche 1. FC Saarbrücken unter dem damaligen Trainer Eugen Hach auf ihn aufmerksam. Eine komplette Trainingswoche inklusive Freundschaftsspiel hätten beinahe mit der Verpflichtung geendet. Leihweise trug er beim Spiel gegen den FC Dudelange das Trikot des japanischen Verteidigers Suzuki. Die Schnelllebigkeit des Geschäfts verhinderten diesen Quantensprung. Hach wurde kurz darauf entlassen und Maag verletzte sich an der Wade – der Transfer platzte und es blieb der lange Weg zum Comeback – welcher 2006 mit einer schweren Bänderverletzung abrupt gestoppt wurde. Der Kaderplatz in Hoffenheim war passé und die Karriere fand in Zuzenhausen, ohne auch nur ein Spiel gemacht zu haben, sein vorläufiges Ende. Der Körper konnte nicht mehr mitspielen.
Back to the roots
Uwe Hengster, damals Trainer eines B-Ligisten Namens SV Reihen bearbeitete Maag im Clubhaus bis dieser zusicherte bei höchster Personalnot den Platz auf der Bank einzunehmen. Genau 20 Minuten hatte er diese Sitzgelegenheit inne, bis er eingewechselt wurde und ab diesem Zeitpunkt wieder das Trikot seines Heimatvereins trug. Bei jedem der folgenden 3 Aufstiege bis hoch in die Landesliga war er Anker und Ausnahmespieler. Ohne jegliche Starallüren, sondern mit Willen und der ehrlichen Absicht seine Fähigkeiten einzubringen. Er hätte jede Position spielen können, am wertvollsten war er in der Innenverteidigung. Unvergessen die hitzigen Dialoge mit Mattias Schier, wenn es um sauber gespielte Kurzpässe ging oder knallende Türen nach Niederlagen.
Dem SV wird er immer verbunden bleiben. Ob als Aushilfskraft auf dem Feld oder in seiner Position als Schriftführer, welche er seit nunmehr 10 Jahren innehat. Kein Spieler hat im SV-Jersey mehr Erfolge gefeiert als Timo Maag. Jeder Verein braucht seine Helden, jede Generation braucht ihre Vorbilder – er ist zweifellos ein populärer Fußballer im Kraichgau und ein großes Stück SV Reihen Geschichte. Noch wichtiger aber, er ist immer Wuchter geblieben.