Unter den ganz Großen…
Es muss in der Saison 01/02 gewesen sein. Der Schlüssel, der das Karolus Stadion dicht machen könnte, steckt schon im Schloss. Nach dem Abstieg in der Bezirksliga ist der SV Reihen dabei, auch in der A-Klasse ordentlich an die Wand zu fahren. Nun mag es sein, dass genau diese Zeiten, genau diese Typen fördern.
24. Spieltag, Sascha Reimann spielt den Ball nach links, läuft durch und köpft die darauffolgende Flanke zum 2-1 Siegtreffer gegen Kirchardt II ins obere Tor.
Der –noch- Jugendspieler ist einer der wenigen Lichtblicke dieser Mannschaft, ja, wenn man so will des ganzen Vereins. Den Abstieg kann auch er nicht verhindern. Im Elfmeterschießen gegen Ehrstädt ist der Tiefpunkt erreicht und Reihen spielt zum ersten Mal in seiner Geschichte in der B-Klasse. Reimann blieb.
Der frisch gebackene A-Jugendpokalsieger hätte auch nach Weiler gehen können – immerhin eine Liga drüber. Welches Potential er genau in dieser Zeit in Reihen sah, ist sein Geheimnis, ich sah es nicht.
Eine ordentliche Truppe wurde im Folgejahr trotz katastrophaler Trainingsbeteiligung Dritter und verpasste den Wiederaufstieg nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz.
Reimann wurde zum Spieler der Saison gewählt und blieb wieder in Reihen. Die ausgerufene Trendwende wurde in den Folgejahren von erheblichen Rückschlägen gebremst. Uwe Hengster übernahm das Traineramt, nachdem Günter Oberli entnervt hingeworfen hatte. Eine seiner ersten Amtshandlungen, Reimann übernahm das Kapitänsamt vom eigentlichen Platzhirsch Timo Hautzinger. Eine mutige Entscheidung – sie wird Hengster doppelt und dreifach zurückgezahlt. Überhaupt ist die Verbindung zwischen dem Trainer und seinem Kapitän die Basis, auf der sich alles weitere der kommenden Jahre aufbaut.
06/07 wird der Mann mit der Schwarz-Rot-Goldenen Binde Torschützenkönig der Liga. 2009 sein Meisterstück – der lang ersehnte Aufstieg aus der B-Klasse. Nie wieder war er sportlich so wichtig wie zu dieser Zeit.
Voran gehen und Verantwortung übernehmen. Den 1-0 Siegtreffer im Derby gegen Weiler schoss er 2010 selbst. Schon im Hinspiel, welches überdies in die SV Geschichte einging, erzielte er ein wahnsinniges Tor aus 20 Metern. Kontinuität prägte die Jahre in der A-Klasse und führte ihn über die Zeit auf sämtliche Positionen. Vom Sturm ins Mittelfeld – manchmal in die Abwehr – wo immer er gebraucht wurde. Ein Leader der auch für den damals neuen Trainer Böhmann durchs Feuer ging.
Die Mannschaft im Relegationsspiel gegen Neckarbischofsheim führt er auf den Platz und spielte auf der rechten Außenbahn den entscheidenden Pass zum 2-0 von Björn Hack. Rückkehr in die Kreisliga, keine Frage, hätte Reimann in den Jahren vorher den Verein gewechselt, der SV Reihen hätte diesen Weg nicht nehmen können. Zu wichtig war er auf und neben dem Rasen.
In den nächsten Jahren spielten andere Protagonisten mehr die sportliche Hauptrolle. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück und so hatte er im Meisterjahr 2015 auf dem Feld eher eine ergänzende Funktion. Als er jedoch das erste Tor des SV Reihens in der Landesliga schoss, rundete er eine Fußballkarriere ab, die verbunden mit nur einem Verein erfolgreicher kaum hätte sein können. Will man einen Makel finden ist es der Pokalsieg, welcher ihm und der ganzen erfolgreichen Generation nicht gelingen wollte.
Immer wieder hält er bis heute seine Knochen auf der Platte hin, meistens in der Reserve, welche es ohne ihn wohl auch schon lange nicht mehr geben würde.
Über zwei Dekaden hat Reimann als Spieler entscheidend mitgeprägt. Nimmt man alleine seine Verdienste im Trikot für den Sport Verein, steht er als Kind seiner Zeit auf einer Stufe mit Bruno Pasker, Johannes Engel und Dieter Redlich. Der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Verein. Die Geschichte seiner Funktionärslaufbahn wird ein eigenes Buch. Was den Spieler Sascha Reimann angeht – Willkommen in der Hall of Fame des SV Reihens.