09.03.2025
Mein Freund, der Baum
Der SV Reihen spielt in Treschklingen zum Rückrundenauftakt 1:1. Das Ergebnis passt ins Bild einer Saison mit Licht und Schatten und einer Fokussierung, die sich wohl eher auf das im April anstehende Pokalhalbfinale konzentriert (der K-B wird dazu ausführlich berichten).
Was allerdings nicht untergehen darf, sind die kleinen Geschichten, die selbst einen sportlich tristen Sonntag etwas spannender machen.
Fangen wir mal mit den großen Themen an. Der SV Treschklingen kämpft gegen das Waldsterben und beheimatet rund um seine Kirchbergarena eine Baumplantage unterschiedlichster Sorten. Um gleich vorneweg den ironischen Unterton zu unterbinden: Für die Kreisligasportplätze dieser Welt sind Bäume ein Segen. Wie oft steht man mittlerweile auf Fußballanlagen, wird bei über 40 Grad gegrillt und sucht vergeblich nach jeglichem schattenspendenden Element.
Wenn das Holzgewächs jedoch über den Zuschauerrang auf das Spielfeld ragt, haben wir schon wieder die Basis für eine Geschichte. Aus Sicht des SV Reihens leider keine gute.
Das Spiel lief bis zur 44. Minute ordentlich dahin. Die Führung für die Gäste besorgte Y.Schwartz nach einem Standardgewühl. Die Heimelf hatte ihre Momente, der SV Reihen war aber alles in allem feldüberlegen und hatte Chancen, die beste vergab Obländer leider vom Punkt.
Kurz vor der Halbzeit eilte Jasin Wolf, der by the way gestern für mich der stärkste Reihemer war, zum Einwurf. Der Ball flog allerdings nicht wie gewohnt, sondern wurde unsanft durch den oben beschriebenen angrenzenden Wald gestoppt und landete beim Gegner, der im Gegenzug den Ausgleich erzielte.
Schiedsrichter Jan Keim und sein Gespann waren gestern außergewöhnlich gut. Tolle Kommunikation, klare Ansagen und eine durchweg angenehme Spielleitung. Bei dieser Szene allerdings wusste niemand, einschließlich aller Anwesenden auf und neben dem Platz, wie damit umzugehen war.
Während Wolf den Vorfall akut mit „Scheiß Baum“ kommentierte, kam aus dem Off der wohlmeinende Ratschlag: „Dann wirf halt nicht so hoch.“ Kreisliga in seiner ursprünglichsten Form.
Die wirklich richtige Entscheidung wäre aber wohl Schiedsrichterball gewesen, da es sich um einen Einfluss von außen handelt. Der Baum, den ich in jeglicher Form für gut heiße, gehört eben nicht zum Spielfeld.
Das Spiel lief weiter und Treschklingen traf.
Ob der SV Reihen das Spiel ohne dieses Ereignis gewonnen hätte, bleibt natürlich im Verborgenen. Unverdient wäre der Sieg aufgrund der Chancen in der zweiten Halbzeit nicht gewesen, aber, so ehrlich kann man sein, Treschklingen hatte auch Chancen, und somit geht die Punkteteilung auch in Ordnung.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass mein Freund, der Baum, wie im besungenen Lied von Alexandra, eben zum Glück noch nicht tot ist und diese Saison um eine Geschichte bereichert wurde – leider in diesem Fall auf Kosten der Schwarz-Weißen.
Sagen wir es heute mal im Duktus der Kegelbrüder: Weiterhin „Gut Holz“.