Ich bin gerne mal der Spieler, den die meisten hassen…
Christoph Keil im Gespräch. Wir treffen den Spieler in seinem Büro in Reihen. Es gibt starken Kaffee, Fußballfachgespräche und Visionen. Nein, für den ehemaligen Shooting-Star des Fußballkreises und die heutige Tore-Garantie ist der SV Reihen kein Verein wie jeder andere und viel mehr als ein Hobby. Dieser Mann atmet Fußball und lebt den Sport Verein. In einem offenen Gespräch gab uns der mittlerweile 29-Jährige viele Ideen und Vorstellungen und es wird deutlich, hier redet Zukunft.
Christoph, der walisische Fußballprofi Craig Bellamy war neben seiner Schnelligkeit für allerhand Undiszipliniertheiten bekannt. Unter anderem zertrümmerte er während einer durchzechten Nacht seinem Mitspieler mit einem 9er-Eisen das Schienbein, was ihm den fragwürdigen Namen „The Nutter with the Putter“ (dt. der Spinner mit dem Golfschläger) einbrachte. Daran anknüpfend, wie ist dein aktuelles Handicap?
(lacht) 25/7. Noch weit weg vom Profigolf, trotzdem ganz in Ordnung wie ich finde.
Hattest du schonmal das Bedürfnis einem Mitspieler von dir mit einem Golfschläger das Schienbein zu zertrümmern?
Bei einem Mitspieler noch nie und wenn ich recht überlege, würde das nicht mal bei einem Gegenspieler in Frage kommen. Da müsste ich dann schon in Lebensgefahr sein um jemandem so eine abzuziehen. Wobei bei Marc Heller… (Spaß) Tatsächlich hatte ich diesen Impuls noch nicht.
Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Thomas Müller, selbst jüngere Fußballspieler wie Niklas Süle spielen mittlerweile Golf. Was ist die Faszination dieses Sports?
Erstens ist es eine Ballsportart, welche ich als Fußballer per se gut finde. Zum anderen ist es die Herausforderung einer Competition mit dir selbst zu spielen. Das ist das Außergewöhnliche am Golf. Bspw. könnte ich gegen einen Weltklasse Mann wie Tiger Woods spielen und ich hätte durch das ausgleichende System, das Handicap, eine Chance zu gewinnen. Ich kenne keine Sportart bei der sowas möglich ist. Im Fußball ist derlei undenkbar, aber beim Golf können sich Menschen mit ganz unterschiedlichem Leistungsniveau begegnen,Spaß daran haben und auch gewinnen. Und das zweite Momentum was mich fasziniert ist ein gut getroffener Ball was nur mit einem erzielten Tor vergleichbar ist.
Ein Sprichwort sagt: „Golf und Sex sind die einzigen beiden Dinge bei denen Man(n) Freude haben kann ohne, dass man sie gut können muss“ Würdest du das unterschreiben?
Würde ich sofort zustimmen.
Beim Golf wird ebenfalls die Kommunikation untereinander sehr geschätzt und nicht selten Geschäfte abgeschlossen. Seit einigen Jahren bist du immer wieder in Spielerverpflichtungen beim SV Reihen involviert und/oder an vorderster Front beteiligt und kommunizierst mit potenziellen Spielern. Woher kommt diese Lust am Gestalten?
Ich bin ein sehr aktiver Mensch und hasse es umgekehrt in einer passiven Rolle zu sein. Eben ganz gerne im Drivers-seat nicht so gerne im Beifahrersitz. Wenn ich die Chance habe mein eigenes Leben ein Stück weit zu verbessern und dabei noch die Möglichkeit besteht, den Menschen die ich gerne habe zu helfen, dann mach ich das total gerne. Dabei muss einem klar werden, wo die eigenen Stärken liegen. Ich bin handwerklich eine absolute Null, aber ich kann gut mit Menschen reden. Diese Fähigkeit bringe ich gerne beim SV Reihen ein. Überhaupt glaube ich, dass viele Vereine sich nicht bewusst sind, wie wichtig eine fundierte und wertschätzende Ansprache an potenzielle Spieler ist. Am Ende macht das auch Georg unfassbar gut und ist bei solchen Gesprächen top vorbereitet und professionell. Wenn man betrachtet, welche Spieler wir in den vergangenen Jahren verpflichten konnten, bin ich schon ein bisschen stolz ein Teil dieses Teams sein zu dürfen. Nicht zuletzt habe ich als aktiver Spieler natürlich auch ein großes Interesse daran gute Mitspieler zu haben. Wenn uns das gelingt, macht die Geschichte dann auf ganz vielen Ebenen Freude.
Unsere Großeltern und Eltern waren eine Generation des Aufbaus. Damals wurden Clubhäuser aus dem Boden gestampft, Sportplätze erschaffen und das was sich heute Tradition nennt erst ermöglicht. Heutzutage hat man oft das Gefühl, unsere Gesellschaft ist selbst mit der Verwaltung dieser Errungenschaften überfordert. Haben die Menschen keine Visionen mehr? Und wie schlägt sich diese Entwicklung auf einen Dorfverein wie den SV Reihen nieder?
Man kann da einen treffenden Vergleich ziehen, wie ich finde. Unsere Gesundheit nehmen wir oft als selbstverständlich hin. Erst wenn wir diesen Status verlieren, wird er plötzlich ganz wichtig für uns. So nehmen wir auch im Verein viele Gegebenheiten einfach als gesetzt hin. Wir haben einen schönen Sportplatz, ein noch immer ganz ansehnliches Clubhaus u.v.m. Durch dieses „gemachte Nest“ fehlt uns manchmal die Vorstellungskraft darüber, was wir noch aufbauen können. Eigentlich sind wir zufrieden mit dem was wir schon haben. Die Frage ist aber natürlich, was sind die nächsten Visionen von unserem Verein, wie entwickeln wir diese und gewinnen Menschen dafür.
Auch wir müssen späteren Generationen einmal erzählen was wir aufgebaut haben. Was wären denn konkrete Visionen wie man das Konstrukt „Verein“ zukunftsfähig machen kann und welche zwischenmenschlichen Werte spielen dabei eine Rolle?
Ich glaube, beim SV Reihen teilen einige die Lust auf Visionen und ich hätte den größten Bock darauf den Verein auch für die kommenden 100 Jahre zukunftsfähig zu machen. Dabei gibt es speziell, was unser Clubhaus angeht, manches in Angriff zu nehmen. Dabei muss man aber selbstverständlich auch wirtschaftlich denken und sich die Frage stellen, ob wir dadurch auch Einnahmen generieren und unserer Pflicht zur Nachhaltigkeit gerecht werden können. Das reine Fußballgeschäft, darin sind sich alle einig, wird in den nächsten Jahren durch fehlenden Nachwuchs schwieriger werden. Daher brauchen wir neue Ideen, um Menschen in den Verein zu ziehen. Dabei kann ein Clubhaus eine Art „Wohlfühloase“ werden, das mehr ist als eine Theke und ein paar Tische. Vielleicht geht das über ein kleines Fitnessstudio, einen Saunabereich, ein Stück weit refinanziert durch erneuerbare Energiegewinnung in Form von Solar. Oder wir schaffen zusätzlich Büroräume, um Geld zu generieren. Fakt ist, finanziell muss das immer auf gesunden Füßen stehen.
Das Ganze kann ein Mitmachprojekt werden, bei dem sich viele Menschen daran beteiligen, die nicht nur einfach gegen den Ball treten wollen. Vielleicht kann man auch wie Anderorts schon ein kleines E-Center mit einbauen, bei dem im Sinne des Zeitgeistes der SV an einer Onlineliga teilnimmt. Es mangelt nicht an Ideen und die erste Aussage dahinter sollte vordergründig erstmal immer „Warum nicht?“ sein.
Was ist der Markenkern des Amateurfußballs und wie bekommt man diesen zu den Menschen transportiert? Müssen zwangsläufig die gängigen Marketinginstrumente der höheren Klassen kopiert werden oder kann es auch ganz eigene Wege geben um sich als Freizeitwert weiter positionieren zu können?
Beim Amateursport kommt man selbst in die Bewegung. Sei es auf dem Platz oder in weiterer Verantwortung. Dabei spielt das Zusammentreffen von unterschiedlichen Menschen eine herausragende Rolle. Wir gehen da alle gerne hin, weil wir es schätzen unserem Hobby nachzugehen und auch darüber hinaus gerne Zeit miteinander verbringen. Wir haben alle im vergangenen Jahr hautnah erfahren welchen Mehrwert „Zusammensein“ im Leben der Menschen hat.
Nicht zuletzt durch diese Erlebnisse habe ich das Gefühl, dass das Interesse an den Profiligen ein Stück zurück gegangen ist. Viele Fans spüren wie weit die Profis vom Leben der normalen Leute weg sind und suchen vielleicht wieder eine kleinere, eine sympathischere Fußballwelt. Außerdem -das sage ich als Bayernfan- ist die Bundeliga mittlerweile auch langweilig geworden. Eine Ressource, die ins große Stadion gezogen hat, war die tolle Stimmung, aber auch dahingehend, natürlich auch durch die Pandemie, ist dieser Faktor nicht mehr im großen Maße vorhanden.
Wenn es schon nicht das Geld ist, mit welcher Währung überzeugt der SV Reihen immer wieder Spieler in Schwarz-Weiß zu spielen?
Ich kann diesbezüglich nochmal etwas deutlich machen. Wenn jemand einen Spieler findet, der Geld vom SV Reihen bekommt, hätte er sofort Zugriff auf mindestens 16 Spieler, die alle samt aufhören würden beim SV zu spielen. Dieses Mysterium – in Reihen wird viel Geld bezahlt – kann ich vollumfänglich entkräften.
Im Grunde ist es simple. Unser Faktor ist die Kameradschaft und wir achten in den Gesprächen penibel drauf welche Charaktere wir zu uns holen. Es muss einfach menschlich zueinander passen. Wenn das gegeben ist, sind wir super beharrlich und aufrichtig wertschätzend. Dabei bereiten wir uns auf diesen Spieler vor. Wir kennen seine Laufbahn, seine Stärken, wieviel Tore er geschossen hat u.v.m. Das ist für viele imponierend. Ich werde nie vergessen, als mich einmal Klaus Funk vom VFB Bad Rappenau angerufen hat. Der war mal Torhüter vom Eintracht Frankfurt und Werder Bremen. Die Art wie er damals an mich herangetreten ist, war mir Vorbild und hat mich wirklich begeistert. Er wusste damals alles über mich, war bestens vorbereitet und hätte mich allein durch diese Wertschätzung fast für den VFB begeistern können.
Abschließend, wenn wir einmal von einem Spieler überzeugt sind, dann geht dieser Prozess nicht selten über Jahre. Es finden immer wieder Gespräche statt und wir machen damit ein langfristiges und tiefgreifenden Interesse deutlich.
Oftmals bietet dann unser Training freitags und das nachträgliche Beisammensein den letzten Faktor, um zu uns zu kommen. Die Qualität des Trainings und die anschließende ehrliche Kameradschaft, ist etwas, das die meisten von ihren Vereinen nicht kennen. Man nimmt hier die Stimmung sofort auf und begeistert sich für diesen Verein.
Der eigene Sportplatz und das eigene Stadion sind für die meisten Spieler Lieblingsplätze. Kannst du uns deine 5 Lieblingssportplätze im Fußballkreis Sinsheim nennen?
Der eigene Sportplatz hängt voller Erinnerungen, bei denen man manchmal Gänsehaut bekommt. Etliche Momente sei es Erfolg oder Misserfolg hat man vor Augen. Unfassbar viel passiert an so einem Ort. Als wir Arm in Arm standen bei der Meisterschaft 2015 gegen Dühren, die vielen Feierlichkeiten auch unten in den Katakomben. Das sind einfach unbezahlbare Momente, welche man ganz direkt mit diesem Ort in Verbindung bringt.
Meine Lieblingssportplätze sind natürlich nicht nur die Spielfelder, sondern auch alles was drumherum los ist. Also in einer losen gesetzten Reihenfolge:
Ich spiel sehr gern in Obergimpern. Die Stimmung dort ist oftmals aufgeheizt, was mich persönlich immer noch ein wenig mehr motiviert. Ich bin auch gerne mal der Spieler auf dem Feld, den die meisten gegnerischen Zuschauer hassen. Das ist in Gimpern nicht sehr schwierig.
Treschklingen ist ein weiterer Ground an dem viel passiert ist. Gegen die ist immer Feuer drin. Auch wenn ich 2013 nur Zuschauer war, sind wir dort in die Kreisliga aufgestiegen und haben bis heute viele spannende und enge Duelle ausgetragen.
In Epfenbach macht es immer viel Spaß, weil die Zuschauer dort auch mit Herzblut dabei sind.
Durch meine Zeit als Jugendspieler finde ich Elsenz noch sensationell gut.
Und natürlich Weiler. Leider habe ich dort viel zu selten gespielt, aber allein von der Lage ist der Sportplatz super. Zusätzlich die vielen Erinnerungen an das dortige Grümpel-Turnier früher und unseren sensationellen Sieg im Herbst 2009, bei dem wir nach 90 Minuten noch 2-1 hinten lagen und noch mit 2-3 gewannen.Orange trägt nur die Müllabfuhr
Das war der erste Teil unseres großen Interviews. Nächste Woche erscheint die Zweite Halbzeit. Dabei nehmen wie die Karriere vom Spieler Keil unter die Lupe, reden über Bammentaler Drei-Jahres-Pläne und Rohrbacher Torhüter.
"Ich hab da einen Spieler für dich..."
„Was lange währt, wird endlich gut“ Teil II des großen Gesprächs mit Christoph Keil. Thema war der Verlauf seiner Kariere, ekstatisches Klicken auf Youtube und Frisuren seiner Mitspieler. Chris Keil, über seine abwechslungsreiche und erfolgreiche Laufbahn.
Fangen wir ganz vorne an. Du sitzt heute einem deiner ehemaligen Jugendtrainer gegenüber. Bis weit in deine Teenager-Jahre hinein warst du eher ein durchschnittlicher Spieler. Es war nicht abzusehen, dass sich einer der stärksten Stürmer des Fußballkreises Sinsheim entwickelt. Wann kam der für dich wichtige Leistungssprung?
Im zweiten Jahr in der C-Jugend habe ich angefangen kontinuierlich Stammspieler zu werden. Ich war zu dieser Zeit fleißig was Ausdauer und Fitness angeht. Damit konnte ich einiges ausgleichen. Der große Schritt war das zweite Jahr B-Jugend in Elsenz. Da ist schon was passiert. Mein letztes Jahr A-Jugend spielte ich dann in Eppingen in der Verbandsliga. Nach einer gewissen Zeit habe ich mich in die Mannschaft gekämpft und nochmal was das Spielerische angeht, ordentlich dazulernen dürfen.
Bei den Senioren warst du von Beginn an Leistungsträger. In Reihen hast du viele Kisten zum beinahe Aufstieg aus der A-Klasse beigesteuert. 2012 hast du dann den Absprung nach Bammental gewagt. Damals bist du in der Winterpause gewechselt. Wie sinnvoll war dieser Schritt und würdest du einem jungen Spieler raten das eigene Nest auch mal zu verlassen?
Das Ganze ist wie der Azubi im eigenen Laden. Das gestaltet sich oftmals schwierig. Daher bist du in einem neuen Verein auch ein ganz anderer Spieler und wirst anders wahrgenommen. In Reihen war ich immer der „Kleine Chris“ und immer Nachwuchsspieler. In Bammental war ich Leistungsträger eines anderen Vereins. Dieser Ausbruch aus deiner Komfortzone schult dich auf ganz vielen Ebenen. Du musst dich in einem neuen Umfeld behaupten. Ich hatte damals die Wahl zwischen der Verbandsliga in Ziegelhausen und der A-Klasse in Bammental. Auch in diesem Fall hat mich der Mensch gecatcht. In Person war es Uli Brecht, welcher mich regelrecht beackert hat. Er hatte damals mit Bammental eine klare Vision, wollte in 3-4 Jahren in der Landesliga sein und wollte, dass ich Teil dieses Weges werde. Das hat mich begeistert und ich musste unbedingt dabei sein.
Du warst am kommenden Aufschwung dann auch federführend beteiligt. Ich kann mich an dein erstes Spiel für den neuen Verein erinnern. 4 Tore?
Und 3 Vorlagen.
Das Spiel wurde von LigaWeb.TV übertragen und ist noch immer auf Youtube zu finden. Den Link zu dieser mittlerweile Rarität setz ich gerne hier an.
Aktuell hat das Video 2700 Klicks. Wie viele sind von dir?
Mehr als die Hälfte.
Ihr hattet damals eine sehr erfolgreiche Zeit, aber auch einige Negativerlebnisse. Im ersten Jahr wurde der Aufstieg in die Kreisliga knapp verpasst. 2 Jahre später im Relegationsspiel um den Aufstieg in die Landesliga habt ihr hoch-favorisiert gegen den TSV Kürnbach verloren. Speziell diese Partie, in der alles auf einen Bammentaler Sieg ausgelegt war, wie verliert man so ein Spiel?
Ich kanns erklären. Das war unsere erste Kreisliga-Saison und wir hatten ganz viele unfassbar hart umkämpfte Spiele. Wir mussten uns richtig durchbeißen, haben 3-mal die Woche trainiert oder eben gespielt. Zum Schluss waren sämtliche Körner aufgebraucht. Trotzdem haben wir im Entscheidungsspiel das 1-0 gemacht (24. Keil), konnten dann aber rein gar nichts mehr nachlegen. Wir saßen in der Halbzeit in der Kabine und uns war die Erschöpfung praktisch ins Gesicht geschrieben. Die unzähligen knallharten Trainingseinheiten auf unserem Kunstrasen, verbunden mit einer hoch intensiven Saison waren am Ende einfach ein paar Prozent zu viel für uns.
Ich kann mich an deinen Torjubel erinnern. Es hatte mehr Erleichterung als Ekstase. Spielgelt allein das die damalige Situation wieder?
Absolut. Wir dachten mit dem Führungstreffer wäre die Geschichte erledigt und konnten einfach nichts mehr nachlegen. Was Daniel Kreuzer vom TSV Kürnbach an diesem Tag abgeliefert hat war natürlich auch sensationell (3 Tore – Endstand 3-1 – Aufstieg Kürnbach). Das ist übrigens auch ein absolut geiler Typ. Ich hoffe in deinem Interview wird noch erwähnt, dass ich mich nach meinem Wechsel nach Zuzenhausen umgehend gerächt habe.
Wie könnte ich das vergessen. Im anschließenden Sommer bist du nach Zuzenhausen gewechselt, hast demnach trotz verlorenem Relegationsspiel deinen persönlichen Aufstieg in die Landesliga geschafft. Du hast dort regelmäßig gestochen, gleich im Eröffnungsspiel gegen Rohrbach und eben wie oben beschrieben in Kürnbach, warst aber dennoch fast ausschließlich Bankdrücker. Warum?
Ich war damals super fit und richtig gut drauf. Ich hatte in einer wirklich guten Landesliga nach 5 Spielen 3 Tore auf dem Konto und das ohne wirklich viel Spielzeit. Trainer Dietmar Zuleger hat taktisch auf eine Sturmspitze gesetzt und die war damals berechtigter weise Jonas Scheurer. Ich war wirklich gut, aber Jonas war einfach eine Klasse besser und er hat die Mannschaft mit seinen vielen Toren letztendlich auch zum Aufstieg geschossen. Natürlich war ich mit der Situation damals alles andere als glücklich, ich hab zum ersten mal gespürt wie es ist, eben nicht das Vertrauen eines Trainers zu haben. Ich Nachhinein betrachtet hat Zuleger natürlich alles richtig gemacht.
War Zuzenhausen komplett für die Tonne?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe dort auch mit tollen Menschen zusammen gekickt. Auf diesem Niveau nimmst du in jedem Training etwas mit. Langfristig hätte ich bestimmt meine Spiele dort gemacht. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich mich genau in diesem Jahr selbständig gemacht habe. Da hat mir das Leben dann einfach meine natürliche Grenze aufgezeigt. Ich war hinter dem mit Abstand besten Torjäger der Landesliga Ersatz, hätte aber bestimmt in den meisten Mannschaften in dieser Klasse gespielt. Damit konnte ich meinen Frieden machen. Dann habe ich mich für den Weg entschieden eben mehr Fokus auf das Geschäftliche zu legen. Diese Veränderung ist mir aber sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ich habe das Gefühl exakt die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Mein Wechsel im Winter zurück nach Reihen, hat dann zusätzlich noch dazu geführt, in diesem Jahr mit zwei Mannschaften Meister geworden zu sein.
Wer hat dich von diesem Wechsel zurück in die Heimat überzeugt? Sicher war der SV Reihen nicht der einzige Interessent?
Ich hatte ein paar Angebote, habe in diesem Winter aber eine ganz klare Entscheidung getroffen: Ich will Fußball spielen, weil ich Spaß haben will. Eben nur noch aus diesem Grund. Wäre Reihen damals in der B-Klasse gewesen, wäre ich trotzdem zurück. Es gab aber eine Bedingung. Ich wollte unter keinen Umständen gesperrt werden, demnach musste eine Ablösesumme bezahlt werden. Das wurde dann auch fair unter den Vereinen gelöst. Vorher bin ich aktiv auf Georg zugegangen und habe ihm eben einen Spieler angeboten, den er sich unbedingt mal anschauen sollte. Beim persönlichen Gespräch hat er dann relativ schnell gemerkt, dass es um mich ging und das ganze hat mit uns beiden sofort wieder gepasst.
Den folgenden Aufstieg 2015 und das Abenteuer Landesliga haben wir ja schon in sämtlichen Einzelheiten durchgearbeitet. Nach diesen Erlebnissen folgten sportlich ruhigere Jahre. Die Zugehörigkeit zur Kreisliga wurde normal, alles wurde teilweise ein bisschen weniger aufregend. Hattest du seit dem einen Impuls den Verein nochmal zu wechseln?
Der einzige Grund, aus dem ich den SV verlassen würde, wäre wenn ich erfahren würde, dass jemand mehr oder weniger durch die Hintertür Geld bekommt. Das kann ich aber ausschließen und daher stellt sich die Frage für mich nicht. Ich bekomme schon jährlich Angebote, sei es als Trainer oder als Spieler, das ist auch ne schöne Wertschätzung und ich bedank mich immer herzlich dafür. Ein Wechsel ist aber ausgeschlossen. Ich habe meinen Rentenvertrag beim SV Reihen. Als ich in der Jungend in Elsenz gespielt habe, gab ich mein Wort, mindestens ein Spiel für die Seniorenmannschaft dort zu machen. Man erinnert mich daran regelmäßig, aber ich musste gerade vor kurzem schweren Herzens einräumen, dass ich dieses eine Versprechen wohl nicht mehr halten kann.
Zum Abschluss 4 Sätze, welche du uns bitte vervollständigst:
Der beste Stürmer im Kreis Sinsheim ist: Robin Karolus
Mein wichtigstes Tor war: Das Tor zur Meisterschaft 2015 gegen Dühren.
Ich mag Nico Romig weil: Grundsätzlich ist Nico ein super Typ der Fußball liebt und lebt. Was ich überhaupt nicht mag, ist wie er damals den SV Reihen verlassen hat.
Das schönste am Fußball ist: Siege feiern.
Das ist doch ein schönes Schlusswort.
Chris, vielen Dank für dieses lange intensive Gespräch, welches sicher nicht unser Letztes war.