Liebe Freundinnen und Freunde,
auch wenn ich bereits im Jahr 1972 diese Welt verlassen habe, möchte ich euch heute einen kurzen Gruß zukommen lassen. Denn was mein Dorf, was dieser Verein gestern gezeigt hat, lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen:
Es war bewegend.
Das Stadion in Reihen, welches meinen Namen trägt, ist Heimat einer Mannschaft geworden welche unserem Verein die höchste Ehre macht. Eine Mannschaft, die füreinander einsteht. Männer, die unser Trikot mit Stolz und Hingabe tragen. Spieler, die verstanden haben, worum es im Fußball wirklich geht: Gemeinschaft. Leidenschaft. Verantwortung.
Es war ein Fest. Und weder Regen noch Sturm konnten euch davon abhalten, in Waibstadt zu sein. Über 900 – vielleicht sogar 1.000 Menschen – wollten sich dieses Spiel auf keinen Fall entgehen lassen.
Schon Wochen zuvor habt ihr gemalt, gebastelt, geplant. Ihr habt unzählige Stunden investiert – getragen von dem festen Glauben, dass Engagement einen Unterschied macht. Und vielleicht war es genau dieses Gefühl, das gestern auf dem Platz so spürbar war – ganz gleich, ob man aus Reihen, aus Obergimpern oder aus Waibstadt kam: Du kannst einen Unterschied machen.
Es ist eben nicht egal, ob du als Spieler trainierst, als gäbe es kein Morgen, ob du die Fahne schwenkst, ob du das Lied mitsingst, den Bus organisierst, oder spät in der Nacht im Clubhaus die letzten Gläser spülst.
Es macht einen Unterschied, ob du da bist – oder nicht.
Spätestens als kurz vor dem Anpfiff mein Bild ausgerollt wurde – trotzig im Wind, stolz über dem Block – war jedem im Biesigstadion klar, wie sehr die Menschen in Reihen ihre Geschichte und ihre Helden ehren.
Ihr habt euch ein Zeichen von mir gewünscht. Und euer Kapitän, Yannik Obländer, hat es euch nach sechs Minuten gesendet – mit einem wuchtigen Kopfball zur 1:0-Führung.
Das zweite Signal kam per Freistoß von Claudio Bellanave. 2:0 – und das Stadion jubelte.
In diesen Momenten wurde der SV Reihen gefeiert wie selten zuvor. Sogar in der Halbzeit wurden schwarze und weiße Fahnen verteilt, um die Mannschaft auch in die zweite Hälfte zu tragen.
Alter, Herkunft, Vereinszugehörigkeit – alles spielte keine Rolle mehr. Ob jemand seit Jahrzehnten Teil dieses Vereins ist oder erst seit kurzem: Gestern waren wir alle eine Gemeinschaft, die nicht zu bezwingen war. Ein Gesamtkunstwerk.
Mit allem Respekt vor einem würdigen Gegner, dem TSV Obergimpern, der sportlich kein Glück hatte, aber mit ebenso viel Herz und Stimme seinen Verein feierte. Waibstadt als Ausrichter wie erwartet einfach nur ein großartiger Rahmengeber.
In den Farben getrennt – in der Liebe zum Amateurfußball vereint.
Es war ein Finale, wie es sein muss: hitzig, emotional, umkämpft. Viele Gelbe Karten, zwei Mal Gelb-Rot. In der 82. Minute hätte es nochmal spannend werden können – doch Golenia parierte den Elfmeter von Lakos. Es blieb beim 2:0 – und der SV Reihen hielt Kurs Richtung Titel.
Kurz vor Schluss dann der Moment der Erlösung: Yannik Schwartz setzte den Schlusspunkt mit dem Treffer zum 3:0. Ekstase. Bierduschen. Glückseligkeit. Und eine Tribüne, die bebte.
Was folgte, war Jubel. Was blieb, war Glück. Momente für die Ewigkeit.
Ihr habt euch gestern ein Zeichen von mir gewünscht.
Aber ich sage euch: Das Zeichen wart ihr selbst.
Ihr habt unserem Dorf und diesem manchmal verrückten, aber immer wunderbaren Verein die größte Ehre erwiesen.
Bewahrt dieses Miteinander. Pflegt es. Schützt es.
Es wird euch weitertragen, als ihr es euch vorstellen könnt.
Ich bin stolz auf euch.
Herzlichst,
August Karolus